Berlin.

Zwei Zahlen aus dem Mai sind ein Warnsignal. 22 und 2557. Die Statistik weist 22 neu ankommende Flüchtlinge in Bosnien-Herzegowina für Mai 2017 aus. Und 2557 für Mai 2018. Die Zahl der Menschen, die in den Balkanstaat fliehen, ist immer noch gering. Doch ist in diesem Jahr ein deutlicher Anstieg zu spüren. In den Grenzorten Bihac und Velika Kladusa harren derzeit mehrere Tausend Menschen in alten Ruinen und auf Feldern aus. Hier riegeln kroatische Polizisten die Grenze ab. Die Behörden in Bosnien sind überfordert, im Land gibt es nur eine Aufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge. Kapazität: rund 160 Plätze.

Bosnien-Herzegowina ist ein Staat auf der neuen Balkanroute. Nachdem 2015 und 2016 mehr als eine Million Menschen aus Griechenland über den Balkan Richtung Westeuropa flohen, sank diese Zahl nach der Schließung der Route durch Staaten wie Mazedonien und Ungarn drastisch. Doch nun wachsen neue Routen – wenn auch mit einer geringeren Zahl an Migranten und Flüchtlingen. Die Vereinten Nationen, Menschenrechtsorganisationen und die EU-Grenzschutzbehörde Frontex beschreiben einen Anstieg der Flüchtlingszahlen in Griechenland, Serbien, Albanien, Montenegro und Bosnien-Herzegowina. 7166 neue Flüchtlinge kamen im ersten halben Jahr 2018 in Bosnien-Herzegowina an. 755 waren es 2017.

Nach Angaben von Frontex hängt dieser Anstieg der Flüchtlingszahlen auf dem Balkan damit zusammen, dass mehr Menschen aus der Türkei in Griechenland ankommen – weniger über den Seeweg auf die Inseln, sondern über Land im Norden der Türkei. „Wir erkennen hier einen steigenden Migrationsdruck“, sagt eine Frontex-Sprecherin dieser Redaktion. Mehr Menschen kommen auch aus der Türkei in Bulgarien an.

Es fliehen Syrer, Afghanen und Iraner. Fast jeder Dritte, der 2018 in Bosnien-Herzegowina angekommen ist, kommt aus Pakistan. Viele Menschen in dem asiatischen Land leiden unter Armut, in einigen Provinzen liefern sich Islamisten regelmäßig Gefechte mit Polizei und Militär. Doch viele Regionen dort sind stabil, die Chancen auf Schutz in Europa sind für Pakistaner sehr gering. Oftmals seien es Menschen, die schon seit Monaten oder Jahren auf der Route zwischen der Türkei und der EU festhängen vor Grenzzäunen, in Camps oder Unterkünften.