Brüssel.

Die Nato verschärft ihre Anstrengungen für eine massive Abschreckung gegenüber Russland: Im Eiltempo sollen die Nato-Staaten bis 2020 die Einsatzbereitschaft von größeren Truppenteilen erhöhen – jeweils 30 Verbände von Heer, Marine und Luftwaffe mit insgesamt rund 30.000 Soldaten sollen im Krisenfall innerhalb von 30 Tagen an den Einsatzort verlegt werden können.

Auch die Bundeswehr wird sich an dem neuen Mobilisierungsprojekt beteiligen. Über entsprechende Pläne sollen die Nato-Verteidigungsminister bei ihrem Treffen ab Donnerstag in Brüssel beraten, kündigte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Mittwoch an. „Wir müssen für das Unvorhergesehene gewappnet sein“, so Stoltenberg. Die Verteidigungsminister werden bei dem Treffen auch offiziell bestätigen, dass in Ulm das neue Unterstützungs- und Nachschubkommando der Nato aufgebaut wird. Es soll mit rund 500, vorwiegend deutschen Soldaten für einen schnelleren Transport von Truppen und Waffen in Europa sorgen. Die Bundeswehr hat mit dem Aufbau des Kommandos bereits begonnen.

Die Initiative für eine schnellere Reaktionsfähigkeit geht auf Forderungen der USA zurück, die sich seit Längerem sorgen, die Nato könne auf einen russischen Angriff, etwa auf das Baltikum, nicht schnell genug reagieren. In US-Szenarien würden russische Truppen in 36 bis 60 Stunden das Baltikum erobert haben – die Nato könne dort nur 31.000 Soldaten mit 130 Kampfpanzern schnell einsetzen, Russland habe in seinem westlichen Militärdistrikt dagegen 78.000 Soldaten mit 750 Kampfpanzern zur Verfügung. Dabei hat die Nato als Reaktion auf die russische Besetzung der Krim bereits ihre Mobilisierungsfähigkeit erhöht: 2014 wurde die „Speerspitze“ mit 5000 Soldaten gegründet, die innerhalb von 48 bis 72 Stunden verlegt werden kann. Außerdem stationierte das Bündnis rund 4000 Soldaten im Baltikum und in Polen. Zudem gibt es die schnelle Nato-Einsatztruppe NRF mit 20.000 Soldaten.

Durch das Nato-Vorhaben erhöht sich der Druck auf die Bundeswehr. Zwar ist noch unklar, wie groß der deutsche Beitrag sein wird. Aber die Truppe hat bereits Schwierigkeiten, die zugesagte Beteiligung an der bestehenden „Speerspitze“ sicherzustellen – der Bundeswehr fehlt es nicht nur an einsatzfähigen Waffen, die für die „Speerspitze“ zugesagten Einheiten klagten zuletzt auch über fehlende Schutzwesten und Zelte. Die jetzt geplante, ausgedehnte Einsatzbereitschaft setzt aber ebenfalls die schnelle Verfügbarkeit nicht nur von Soldaten, sondern auch von Waffen und Ausrüstung voraus.