Brüssel.

Die Zahl der Asylbewerber in der EU geht weiter deutlich zurück – trotz der leicht steigenden Flüchtlingszahlen auf der Balkanroute. Nach Informationen dieser Zeitung stellten von ­Januar bis Ende April 2018 laut vorläufigen EU-Zahlen rund 176.000 Menschen erstmals einen Asylantrag. Das entspricht einem Rückgang von rund 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Im gesamten Jahr 2017 war die Zahl der Asylbewerber bereits um 50 Prozent gesunken. Nach Einschätzung der EU-Kommission gibt es aber keinen Grund zur Entwarnung: Es seien zwar deutliche Fortschritte erzielt worden, angesichts des großen Migrationsdrucks bleibe die Lage aber fragil, heißt es.

Die Entwicklung in Deutschland entspricht dem Trend: Nach Zahlen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) sank die Zahl der Asylerstanträge in den ersten vier Monaten ebenfalls um 20 Prozent auf 56.100 – Deutschland bleibt mit einem Anteil von 31 Prozent Hauptzielland der Asylbewerber in der EU. Die wichtigsten Herkunftsländer von Flüchtlingen sind EU-weit Syrien, Irak und Afghanistan. Auffallend ist ein erheblicher Anstieg der Anträge von Menschen aus Venezuela: Von Januar bis April waren es bereits 6400, mit steigender Tendenz. Etwa genauso viele Asylbewerber kamen aus Georgien in die EU, hier zeigt der Trend aber nach unten.

Die Daten stammen aus dem EU-Frühwarnsystem, in das alle Mitgliedstaaten ihre Zahlen einspeisen, und gelten als provisorisch. Doch der Trend ist klar – pünktlich zu den Beratungen der EU-Innenminister, die am Dienstag in Luxemburg die aktuelle Migrationspolitik bewerten. Trotz der Entspannung ist beim zentralen Streitthema Asylreform keine Einigung in Sicht; dass die Reform beim EU-Gipfel Ende des Monats abgesegnet werden kann, wird zunehmend zweifelhaft. Vor allem gegen die geplante verbindliche Verteilung von Flüchtlingen auf alle Mitgliedstaaten bei neuen Flüchtlingswellen gebe es weiter Widerstand in Osteuropa, berichten EU-Diplomaten. Auf der anderen Seite kommt Kritik von den Mittelmeer-Anrainern, die mehr Solidarität fordern.

Die Innenminister werden auch beraten, wie auf die zunehmende Flüchtlingsbewegung auf der Balkanroute ­reagiert werden soll. EU-Diplomaten ­äußern im Vorfeld des Treffens Besorgnis. Österreich will am Mittwoch mit den Balkanländern Gegenmaßnahmen erörtern.