Berlin. Nach dem Unmut über seine Äußerungen auf Twitter verteidigt sich Richard Grenell

Der neue US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, hat seine viel kritisierte Twitter-Botschaft verteidigt, in der er den Rückzug deutscher Unternehmen aus dem Iran gefordert hatte. Er habe „einen anderen Stil“, sagte Grenell dieser Redaktion. „Da will ich ganz ehrlich sein.“ Er sei gegen Gruppendenken in der Diplomatie. „Wenn man Krieg vermeiden will, verfügt man besser über Diplomaten, die bereit sind, hart zu sein“, fügte er hinzu. „Das ist meine Aufgabe. Ich möchte nicht scheitern. Diplomat zu sein, bedeutet für mich, Klartext zu sprechen – gerade gegenüber Freunden.“ Amerika sei sich mit Deutschland, Frankreich und Großbritannien einig, dass der Iran ein Pro­blem darstelle. Das Atomabkommen sei „viel zu schwach“, betonte Grenell. „Selbst wenn der Iran sich Wort für Wort an das Abkommen hält, kann er immer noch Atomwaffen entwickeln.“ Grenell war erst wenige Stunden vor dem Tweet von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier akkreditiert worden. Der Posten des US-Botschafters in ­Berlin war seit Januar 2017 vakant.

SPD-Chefin Andrea Nahles sagte, es sei zwar nicht ihre Aufgabe, Diplomatie zu lehren. „Aber ein bisschen Nachhilfe scheint er (Grenell) zu gebrauchen.“ Die Linke forderte sogar die Einbestellung Grenells ins Auswärtige Amt. Der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, riet Grenell auf Twitter dazu, die Politik seines Landes zu erklären, aber niemals dem Gastland zu sagen, was es zu tun habe. „Die Deutschen hören bereitwillig zu, wehren sich aber gegen Instruktionen“, betonte Ischinger.