Berlin.

Weltweit wächst die Sorge, dass der Iran-Konflikt die Ölpreise weiter nach oben treibt, nachdem der amerikanische Präsident Donald Trump den Ausstieg seines Landes aus dem internationalen Atomabkommen mit Teheran verkündet hat. Der Iran ist einer der größten Öl- und Gasproduzenten der Welt. Eine Wiederauflage der US-Sanktionen träfe den Öl- und Gassektor, den wichtigsten Industriezweig des Landes, besonders hart. Es käme zu einer Verknappung des globalen Angebots, und die Preise würden steigen.

„Sollte Trump die Sanktionen von 2012 wieder verhängen, rechnen wir mit einem Rückgang des Ölangebots um 400.000 Barrel pro Tag“, sagte der Analyst Virendra Chauhan vom Forschungsinstitut Energy Aspects. Sollte noch mehr iranisches Öl vom Weltmarkt verschwinden, müsse mit noch größeren Preissteigerungen gerechnet werden. Bereits am vergangenen Montag lag der Preis für die Nordseesorte Brent bei knapp 77 Dollar je Barrel (159 Liter), so hoch wie seit dreieinhalb Jahren nicht mehr. Mit dem Atomvertrag wurden im Januar 2016 die internationalen Sanktionen gegen den Iran aufgehoben. Das Land produziert mit 3,8 Millionen Barrel Öl pro Tag wieder so viel wie vor den verhängten Strafmaßnahmen.

Höchster Ölpreis seit dreieinhalb Jahren

Vor allem Indien und China haben ihre Ölimporte innerhalb eines Jahres verdoppelt. Sie überwiesen das Geld für das Öl nicht nach Teheran. Es blieb in der Landeswährung in den jeweiligen Abnahmeländern. Der Iran konnte sich dann für den Betrag Waren liefern lassen. Das Land ist dringend auf weitere Investitionen in seine maroden Indus­trieanlagen angewiesen. Nach Angaben von Irans Ölminister, Bijan Namdar ­Zanganeh, beträgt der Investitionsbedarf rund 200 Milliarden Dollar.

Bereits in den vergangenen Monaten kletterte der Ölpreis unaufhaltsam nach oben. Schuld daran waren neben der Iran-Krise das verknappte Förderangebot des Opec-Kartells, die Dauerkrise im Öl-Land Venezuela sowie die ungebrochene globale Nachfrage nach dem „schwarzen Gold“. Manche Experten befürchten bereits einen kräftigen Dämpfer für die globale Wirtschaft. „Sollten die Preise in den kommenden Wochen in Richtung 90 Dollar gehen, wären die ersten Abwärtsrevisionen beim weltweiten Wachstum fällig“, warnte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka-Bank.

Der Ölpreisanstieg macht sich auch in den Haushaltskassen der Verbraucher bemerkbar. So schwankt der Heizölpreis stark mit dem Ölpreis. Am vergangenen Montag kletterte der Preis für 100 Liter Heizöl auf 68 US-Dollar: Wie beim Öl der höchste Stand seit dreieinhalb Jahren.