Berlin. Die Angriffe dauerten eine Stunde – ihre Wirkung ist sehr begrenzt. Die Luftangriffe auf Syrien haben höchstens symbolische Wirkung.

Donald Trump ließ seinem Tweet Taten folgen: Mehr als hundert Raketen feuerten die USA und ihren britischen und französischen Verbündeten auf Ziele in Syrien ab, wie Sie hier noch einmal nachlesen können – als Vergeltung für einen Giftgaseinsatz des syrischen Regimes in Duma, für den die USA eigenen Angaben zufolge Beweise besitzen.

Die Wirkung dieser Militäraktion dürfte höchst begrenzt sein; der Beschuss eines militärischen Forschungszentrums, eines Lagers für Chemiewaffen sowie eines Kommandopostens hat – bestenfalls – symbolischen Wert. In Wirklichkeit sind sie Ausdruck der Hilflosigkeit.

Die wichtigsten Erkenntnisse aus den Ereignissen der Nacht:

1. Die Schlagkraft der Armee des syrischen Machthabers Assad wurde durch die Luftangriffe kaum geschwächt. Seine Luftwaffe und die Bodentruppen, mit denen Assad seit sieben Jahren Krieg gegen das eigene Volk führt, blieben unversehrt. Zudem hatte der Präsident in Damaskus, vorgewarnt durch Trumps Twitterei, genügend Zeit, sich auf die Attacken vorzubereiten.

2. Für die Menschen in Syrien verbessern die Luftschläge der westlichen Dreier-Allianz die Lage um keinen Deut. Das Massaker in dem Land, dem schon an die 500.000 Menschen zum Opfer fielen, geht weiter. Assad und seine Verbündeten werden sich von den Raketen nicht beeindrucken lassen.

3. Die syrische Schutzmacht Russland war über die Angriffe vorab nicht informiert. Das war vor einem Jahr, als Trumps Vorgänger Barack Obama einen Angriff mit Tomahawk-Marschflugkörpern auf den Luftwaffenstützpunkt Schairat in Syrien anordnete, noch anders. Trump dagegen ließ diesmal Kremchef Wladimir Putin im Ungewissen. Das bedeutet eine weitere Belastung des Verhältnisses zwischen Washington und Moskau.

USA: Russland war nicht informiert über Luftangriffe

weitere Videos

    4. Der Einsatz von Chemiewaffen durch Assads Armee in Duma ist nicht zweifelsfrei nachgewiesen. Trump und seine Verbündeten warteten auch nicht die für diesen Samstag geplante Untersuchungsmission der Organisation für das Verbot Chemischer Waffen (OPCW) ab. Der Einsatz erfolgte zudem ohne Mandat der Vereinten Nationen. Das alles verleiht der Militäraktionen der bitteren Beigeschmack der Rechtswidrigkeit. Vor allem die USA handeln sich so ein weiteres Mal den Vorwurf ein, als selbst ernannter „Weltpolizist“ sein eigenes Gesetz zu schreiben.

    5. Die nächtlichen Angriffe können nicht verschleiern, dass der Westen keine Strategie für den Krisenherd Syrien hat. Soll Machthaber Assad gestürzt, oder in eine neue Ordnung für Syrien eingebunden werden? Was wäre eine Alternative zum Assad-Regime? Ist ein langfristiges militärisches Engagement des Westens geplant, oder bleibt es bei Einzelschlägen wie bei dem knapp 60-minütigen Angriff in der nacht zu Samstag? Auf diese Fragen gibt es keine überzeugende Antworten aus Washington. Und in Syrien geht das Sterben weiter.