Berlin.

Der radikale, brutale Tschetschene – für Ekkehard Maaß ist dieses Image ein Zerrbild der Wirklichkeit. Als Leiter der Deutsch-Kaukasischen Gesellschaft ist der Berliner seit 20 Jahren eng mit Tschetschenen verbunden. „Sie sind sozialer, fürsorglicher und familienbewusster als viele Deutsche“, sagt er. Maaß beschreibt die Menschen aus dem Kaukasus als geschundenes Volk: vom russischen Zaren unterdrückt, von Stalin deportiert, in zwei Tschetschenienkriegen entwurzelt, heute beherrscht vom „blutigen Diktator“ Ramsan Kadyrow. „Zwei Drittel der tschetschenischen Flüchtlinge, die in Deutschland leben, sind schwer traumatisiert.“

Der Islam in Tschetschenien sei „gemäßigt“. Doch Maaß weiß: „Es sind auch Tschetschenen, die nach Syrien oder zum IS gehen, um durch den Opfertod ins Paradies zu gelangen.“ Bei der jüngeren Generation, im Kaukasus wie in Europa, sieht er „eine Art Arabisierung“: sprießende Bärte bei Männern, streng verhüllte Frauen.

Der Schutz von Tradition und Familie habe für Tschetschenen höchsten Rang. Ehrverletzungen seien inakzeptabel. Wer sie begehe, büße dafür. Eine Neigung der Tschetschenen allerdings spiele radikalen Menschenfängern in die Hände: „Sie haben einen gefährlichen Hang zum Heldentum.“ Ein Auftrag, der Ruhm verspreche, werde erfüllt.