Rom/Brüssel.

Einen Monat nach der Parlamentswahl in Italien hat Staatspräsident Sergio Mattarella Konsultationen für eine schwierige Regierungsbildung aufgenommen. Zu Beginn der zweitägigen Beratungen empfing Mattarella am Mittwoch im Quirinalspalast unter anderem die Präsidenten des Senats und der Abgeordnetenkammer. Am Donnerstag folgen die Vertreter der größeren Parteien.

Aus der Wahl am 4. März ging die Fünf-Sterne-Bewegung von Parteichef Luigi Di Maio als stärkste Einzelpartei hervor. Aber die Allianz aus einem Rechtsbündnis um den Chef der ausländerfeindlichen Lega, Matteo Salvini, und Silvio Berlusconis Forza Italia bekam die meisten Stimmen. Allerdings können beide Lager nicht allein regieren. Der Präsident hat nun die schwierige Aufgabe, einen Politiker mit der Regierungsbildung zu beauftragen. Es wird mit schwierigen Verhandlungen gerechnet, da sowohl Di Maio als auch Salvini Premier werden wollen. Es könnte also auch zu einer zweiten Konsultationsrunde kommen.

Eine Koalition aus den Europaskeptikern von Fünf Sterne und Lega gilt als eine mögliche Option. Di Maio schlug ein Modell nach „deutschem Vorbild“ vor, indem in Koalitionsverhandlungen ein Regierungsprogramm festgezurrt wird. Die Sterne, die Lega und die Forza Italia sowie die Sozialdemokraten, die bei der Wahl abgestraft worden waren, starten ihre Gespräche mit dem Präsidenten erst am Donnerstag.

Falls die sich jeweils als Wahlsieger fühlenden Parteiführer sich nicht auf eine Koalition oder zumindest eine Duldung einigen, stehen Italien ungewisse Zeiten bevor. Ein Regierungsbündnis aus Fünf Sterne und Lega dürfte die EU alarmieren. Beide eint ihre Ablehnung der EU-Haushaltsregeln. Italien hat nach Griechenland die zweithöchste Staatsverschuldung der Euro-Zone. Bei einer Koalition unter Führung der Fünf Sterne strebt diese einen Koalitionsvertrag nach deutschem Vorbild an, in dem die Regierungsvorhaben klar nach Ressorts festgeschrieben werden.