Carcassonne. Ein tapferer Polizist ließ sich in Geiseldrama gegen eine Frau austauschen und starb. Präsident Macron sagt dem Terrorismus den Kampf an

Ganz Frankreich ehrt Arnaud Beltrame als Held. Der Polizist, der sich beim Terrordrama im französischen Trèbes gegen eine Geisel austauschen ließ, ist in der Nacht zum Sonnabend seinen Schussverletzungen erlegen. Er soll mit einer nationalen Trauerfeier geehrt werden. Der 45-jährige Gendarm war vom Terroristen Radouane Laktim angeschossen worden.

„Frankreich wird sein Heldentum, seine Tapferkeit und sein Opfer niemals vergessen“, schrieb Innenminister Gérard Collomb. Präsident Emmanuel Macron sagte: „Indem er sein Leben gegeben hat, um die mörderische Eskapade eines dschihadistischen Terroristen zu stoppen, ist er als Held gefallen.“ Macron versprach den Franzosen seine „absolute Entschlossenheit“ im Kampf gegen den Terrorismus. Frankreich war in den vergangenen Jahren mehrfach Ziel islamistischer Anschläge.

Der Bruder des Verstorbenen, Cedric Beltrame, sagte RTL mit tränenunterdrückter Stimme: „Er hat sein Leben für jemand anderen gegeben. Er hat mit Sicherheit gewusst, dass er praktisch keine Chance hatte.“ Die Frau, für die er sich austauschen ließ, überlebte.

Beltrame stammte aus der Bretagne, war kinderlos und seit letztem Jahr verheiratet. Im Juni wollten seine Frau und er sich kirchlich trauen lassen. Laut einem Zeitungsbericht gab der Priester, der das Paar vermählen sollte, ihm noch auf dem Sterbebett den kirchlichen Segen.

Beltrame war ein Absolvent der Militärakademie Saint-Cyr in Coëtquidan in der Bretagne, einer 1802 von Napoleon gegründeten Offiziersschule des Heeres. Er verließ die renommierte Ausbildungsstätte 1999 als Jahresbester. Bereits dort wurde sein Kampfgeist hervorgehoben. Seine Ausbilder beschrieben ihn als jemanden, der nie aufgebe. Im Jahr 2003 wurde der Polizist in die GSIGN aufgenommen, eine Spezialeinheit der Gendarmerie mit dem Einsatzschwerpunkt der Terrorismusbekämpfung. Zwei Jahre später wurde er zum Einsatz in den Irak geschickt. Für seine Tapferkeit erhielt er 2005 das militärische Verdienstkreuz. Beltrames Mutter sagte einem französischen Radiosender, sie sei nicht überrascht über den Mut ihres Sohnes: „Er hat immer alles für sein Heimatland gegeben.“

Der Polizist hatte laut der Tageszeitung „La Dépêche du Midi“ am 14. Dezember 2017 zusammen mit der Präfektur und der lokalen Feuerwehr in Carcassonne eine Anti-Terror-Übung organisiert: Dabei wurde ein Angriff auf einen Supermarkt simuliert. Vielleicht zögerte er auch deshalb nicht lange, als es zum Ernstfall kam. Freiwillig begab er sich in die Hände des Täters, obwohl der dort zuvor schon zwei Menschen getötet hatte. Unklar sei noch, erklärte die Gendarmerie, ob die anderen Geiseln zum gleichen Zeitpunkt gehen konnten oder schon kurz vorher – jedenfalls war der Polizist mit dem Täter am Ende allein. Er wurde lebensgefährlich verletzt, als der Angreifer auf ihn schoss – daraufhin stürmte die Polizei den Supermarkt und erschoss den Angreifer.

Die Ermittler wollen jetzt die Hintergründe aufklären – insbesondere, ob der Angreifer Mitwisser oder Unterstützer hatte. Die Herkunft seiner Waffe ist laut Chefermittler Molins unklar. Darüber hinaus wurden im Supermarkt drei selbst gebaute Sprengsätze entdeckt. Eine Frau aus dem Umfeld des Täters sowie ein minderjähriger Freund Laktims wurden in Gewahrsam genommen.

Der Angreifer hatte Vorstrafen wegen kleinerer Delikte. Die Behörden hatten ihn wegen möglicher Radikalisierung seit Jahren in einer Datenbank erfasst. 2016 und 2017 wurde er sogar überprüft. Molins sagte, dabei hätten sich keinerlei Anzeichen für die Vermutung ergeben, dass der Mann tatsächlich zu einer Terrortat schreiten könnte.