Berlin.

Der Attentäter vom Berliner Breitscheidplatz, Anis Amri, war in der europäischen Dschihadisten-Szene offenbar besser vernetzt als bisher bekannt. Nach Informationen dieser Redaktion aus dem Umfeld der Sicherheitsbehörden stand der Tunesier mit einem französischen Islamisten in Kontakt. Dieser steht im Verdacht, kurz vor der Präsidentschaftswahl im April 2017 einen Anschlag auf eine Wahlkampfveranstaltung oder einen Präsidentschaftskandidaten geplant zu haben. Amri soll mit dem französischen Staatsbürger mehrfach per Telefon oder über das Internet kommuniziert und ihn auch persönlich gekannt haben.

Bei dem Islamisten handelt es sich den Informationen zufolge um den zum Zeitpunkt der Festnahme 23 Jahre alten Clement B. Die französische Polizei nahm ihn und einen weiteren Islamisten im April 2017 fest. Bei der Durchsuchung ihrer Wohnungen in der südfranzösischen Hafenstadt Marseille fanden die Ermittler drei Kilogramm Sprengstoff vom Typ TATP sowie eine Granate, eine Maschinenpistole und mehrere weitere Waffen und Munition. Die Staatsanwaltschaft verdächtigte Clement B. und seinen mutmaßlichen Mittäter, den damals 29-jährigen Mahiedine M., eine „gewaltsame Aktion“ auf französischem Territorium geplant zu haben, die „unmittelbar“ bevorgestanden habe.

Informationen über Amris Kontakte in die französische Islamisten-Szene waren bisher nur bruchstückhaft bekannt. Das nordrhein-westfälische Landeskriminalamt, in dessen Zuständigkeitsbereich sich Amri bis Anfang 2016 mehrheitlich aufhielt, hatte durch die Überwachung von Amris Telekommunikation und einen V-Mann bereits Ende 2015 erfahren, dass Amri damit prahlte, über Kontaktpersonen in der französischen Islamisten-Szene problemlos an Schnellfeuerwehre vom Typ AK-47 (Kalaschnikow) gelangen zu können. Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) fasste die Erkenntnisse im Januar 2016 in einem sogenannten „Behördenzeugnis“ zusammen. Informationen über die Identität der französischen Islamisten und die Intensität der Beziehungen finden sich in den Unterlagen jedoch nicht.

Anis Amri war am 19. Dezember 2016 mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz gefahren. Dabei tötete er den Fahrer und elf weitere Menschen.