Tunis. Syrisches Regime greift weiter Rebellenenklave an. Russland, Iran und Türkei mit Entwicklung zufrieden

In ihren Gesichtern stehen Erschöpfung und Verzweiflung, einige der Frauen, Männer und Kinder weinen. Die Menschen schleppen, was sie an Habseligkeiten tragen können – Decken, Taschen und Körbe. Andere haben Kleinkinder auf dem Rücken oder schieben gebrechliche Verwandte in Schubkarren durch die Ruinenlandschaft. Ihr Ziel sind die Fluchtkorridore, die syrische und russische Soldaten in den Ortschaften Hammouriyeh, Dschisren und Beit Sawa eingerichtet haben.

Vor 48 Stunden begann der Exodus aus heftig umkämpften Bezirken der Rebellenenklave von Ost-Gouta, die die syrische Armee mittlerweile zu 70 Prozent unter ihre Kontrolle gebracht hat. Ungeachtet dessen gingen auch am Freitag die russischen und syrischen Luftangriffe weiter und töteten 57 Menschen, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete.

Insgesamt wechselten bisher 20.000 Menschen auf das Regimegebiet. „Es gibt kein Wasser, keine Medikamente, kein Essen – nichts mehr“, berichtete einer der Evakuierten dem Sender Al Dschasira. Andere erklärten im staatlichen syrischen Fernsehen, die Rebellen hätten versucht, die Menschen mit Waffengewalt an der Flucht zu hindern. Pro Stunde kämen mittlerweile etwa 800 Personen raus, erklärte der russische General Vladimir Zolotukhin der Nachrichtenagentur Ria. Sie werden vom Syrischen Roten Halbmond in Empfang genommen und mit Bussen in provisorische Unterkünfte gebracht Die Mehrzahl der 400.000 Eingeschlossenen jedoch harrt weiter in ihren Kellern aus, vor allem in der größten Stadt Douma und deren Umgebung. Seit Beginn der Assad-Offensive Mitte Februar sind 1250 Bewohner gestorben und mehr als 5000 verletzt worden.

Russland, der Iran und die Türkei, die sich selbst als Garantiemächte für die Überwachung eines Waffenstillstands in Syrien sehen, haben sich zufrieden mit der Entwicklung in dem Land gezeigt. Besonders die gemeinsamen Anstrengungen im Kampf gegen den internationalen Terrorismus seien hervorzuheben, hieß es am Freitag in einer gemeinsamen Erklärung, die das kasachische Außenministerium nach einem Treffen der Konfliktparteien in Astana verbreitete. Darin drückten die Außenminister zugleich ihre Sorge über andauernde Verletzungen der Feuerpause aus.