Berlin.

Für Jens Spahn war es ein fliegender Start: Der CDU-Politiker ist einer der wenigen Minister im neuen Bundeskabinett, die sich schon jetzt in den Winkeln ihres Aufgabenbereichs auskennen. Diese Erfahrung und sein Gespür für öffentlichkeitswirksame Aktionen halfen ihm am Donnerstag, drei Stunden nach Amtsübergabe, bei einem der ersten öffentlichen Auftritte.

Am Ende seiner Rede auf dem Deutschen Pflegetag, einem Branchentreff der Pflegebranche, erntete Spahn tosenden Applaus, als er bekannt gab, wer neuer Pflegebeauftragter der Bundesregierung werden soll: Andreas Westerfellhaus, ein ausgewiesener und anerkannter Experte für das Thema. Zudem ließ Spahn erkennen, dass er sich eine Umbenennung seiner Behörde in „Bundesministerium für Gesundheit und Pflege“ vorstellen kann. Spahn forderte die Pflegebranche auf, mit ihm um die besten Lösungen zu streiten. Auch seinen neuen Mitarbeitern im Ministerium hatte er zuvor zugerufen: „Ich brauche ab und zu eine kontroverse Debatte.“ Nichts sei langweiliger, als die gleiche Meinung.

Auch in anderen Ministerien stand am Donnerstag die Übergabe der Amtsgeschäfte an. Nicht überall fand dies so öffentlich statt wie im Gesundheitsministerium. Jedes Haus hat seine eigene Tradition. Im Bundesinnenministerium etwa, wo der bisherige Ressortchef Thomas de Maizière (CDU) den Stab an CSU-Chef Horst Seehofer weiterreichte, waren nur die Mitarbeiter zugelassen.

Teilnehmern zufolge verhehlte de Maizière bei der Veranstaltung seinen Abschiedsschmerz nicht: „Ich war mit Haut und Haaren Innenminister“, sagte er. Viele Mitarbeiter waren gerührt, und Seehofer griff die Stimmung auf, als er sagte: „Wenn man eine Person malen müsste, die für den Dienst an der Sache und den Menschen steht, dann ist es Thomas de Maizière.“ Dieser habe sich um Deutschland verdient gemacht. Kein Amtswechsel war so vorbelastet wie der im Innenministerium. De Maizière hatte im Vorfeld sowohl zum künftigen Zuschnitt des Ressorts als auch zu Seehofers Eignung Zweifel angemeldet. Nachdem sie am Mittwoch unter vier Augen miteinander gesprochen hatten, ging die Zeremonie an Donnerstag dann Teilnehmern zufolge würdig über die Bühne.

Andere Minister wie die neue Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) nutzten die Amtsübergabe für programmatische Ansagen: Sie kündigte ein „Klimaschutzgesetz“ an, mit dem die Klimaziele für 2030 sicher erreicht werden sollen. Das Umweltministerium verstehe sie als „Modernisierungsministerium“, das Technologien fördere, die die Weltmärkte von morgen dominieren werden. Anja Karliczek (CDU), die neue Bundesbildungsministerin, will sich für digitale Ausstattung von Schulen starkmachen. Anders als Kollegen übernahm Karliczek ihr Ministerium zuerst in Bonn und nicht in Berlin. Andere Minister sind erst an diesem Freitag in Bonn.