Berlin.

Deutschland bekommt bald eine neue Regierung. Für die AfD ist das gut. Den Zielen des schwarz-roten Bündnisses können die Rechtspopulisten zwar nichts abgewinnen. Jetzt, wo das neue Merkel-Kabinett Form annimmt, steht aber endlich fest, wer diejenigen sind, über die der damalige AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland nach der Bundestagswahl im September gesagt hat: „Wir werden sie jagen.“

Dass die AfD jetzt Oppositionsführerin wird, war von den GroKo-Gegnern in der SPD als ein Argument gegen die Regierungsbeteiligung ihrer Partei angeführt worden. Doch letztlich wird sich dadurch, dass die AfD-Fraktion im Bundestag jetzt direkt auf die Reden der Regierungsmitglieder antworten darf, nicht viel ändern. Denn gemessen wird die AfD an der Qualität ihrer Anträge und Wortbeiträge. Bisher war das, was die selbst ernannten „Jäger“ abgeliefert haben, nicht immer treffsicher. In einer Debatte über Bürokratieabbau im Handwerk musste sich die AfD belehren lassen, die von ihr angeführten Probleme seien durch das im Januar eingeführte neue Bauvertragsrecht bereits gelöst.

Wurde der AfD in den ersten Sitzungswochen noch ständig vorgeworfen, sie verbreite „Hetze“ und benutze „völkisches“ Vokabular, müssen sich ihre Abgeordneten inzwischen vor allem anhören, ihre Anträge seien schlampig aufgeschrieben und schlecht gemacht. Ein Teil dieser Kritik sei sicher Taktik, sagt der AfD-Abgeordnete und Partei-Vize Kay Gottschalk. Er räumt aber ein, auch er sehe bei einigen Anträgen und Gesetzesentwürfen seiner Partei durchaus noch „Luft nach oben“. Der Abgeordnete aus Nordrhein-Westfalen betont aber: „Neulinge dürfen Fehler machen.“ Er klagt: „Wir haben noch lange nicht alle Mitarbeiter eingestellt und alle Referenten-Posten besetzt.“ Viele potenzielle Bewerber zögerten. Sie fürchteten, eine Tätigkeit für die AfD im Lebenslauf könne zum Stolperstein für eine spätere Karriere in der Wirtschaft oder im öffentlichen Dienst werden.

In den Wählerumfragen steht die AfD zwar aktuell gut da: Die Demoskopen sahen sie bundesweit zuletzt zwischen 13 und 16 Prozent und damit über dem Wahlergebnis vom vergangenen September (12,6 Prozent). Doch in der AfD-Bundestagsfraktion sind zuletzt persönliche Animositäten und fachliche Defizite zutage getreten, die im Falle von Neuwahlen wohl zu erheblichen Verschiebungen auf den Kandidatenlisten geführt hätten.