Tunis.

Die Großoffensive der Assad-Truppen gegen die seit vier Jahren belagerte Rebellen-Enklave Ost-Ghuta hat begonnen. Am Montag stieß die syrische Armee an mehreren Fronten gleichzeitig vor und kontrolliert mittlerweile ein Drittel des umkämpften Territoriums östlich von Damaskus. Die eingesetzten Eliteverbände versuchen, einen Korridor durch die Enklave mit ihren 400.000 Bewohnern zu treiben, um die wichtigste Stadt Duma von den umliegenden landwirtschaftlichen Flächen abzuschneiden. Hunderte Familien flohen vor den anrückenden Soldaten von den Rändern in das Zentrum des Oppositionsgebietes. Allen internationalen Forderungen nach einem Feuerstopp erteilte Baschar al-Assad eine Absage. „Die Operation muss fortgeführt werden“, erklärte der Diktator.

Gleichzeitig gestattete das Baath-Regime zum ersten Mal seit der Resolution des Weltsicherheitsrates vom 24. Februar einem Hilfskonvoi die Fahrt in das zehn Kilometer von Damaskus entfernte Duma. Nach UN-Angaben hatten die 46 Lastwagen Essenspakete für 27.500 Menschen an Bord. Sämtliche lebensrettenden medizinischen Güter jedoch mussten die Helfer auf Befehl von Regime-Inspektoren wieder ausladen. In den vorangegangenen drei Monaten hatte Damaskus nur einen einzigen weiteren Hilfstransport genehmigt, der Mitte Februar Hilfsgüter für 7200 der Eingeschlossenen liefern durfte.

Gebiet wird von islamistischen Gruppen kontrolliert

Die Luftangriffe syrischer und russischer Kampfjets gingen unvermindert weiter. 724 Menschen wurden nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in den vergangenen 14 Tagen durch den Bombenhagel getötet, mehr als 3600 verwundet. Die meisten Menschen harren Tag und Nacht in Kellern aus und hoffen, nicht von den Bomben getroffen zu werden. „Wir haben Hunderte von Massakern und Luftangriffen erlebt“, schrieb ein Zahnarzt in einem Augenzeugenbericht aus Dumas Nachbarstadt Harasta, „doch so etwas gab es noch nie.“ Zum ersten Mal würden die Angreifer auch Bomben einsetzen, die komplette sechsstöckige Häuser dem Erdboden gleich machten.

Der UN-Koordinator für Syrien, Panos Moumtzis, nannte „die kollektive Bestrafung der Zivilisten schlicht und einfach unakzeptabel“. Dagegen wirft das syrische Regime den Rebellen vor, Damaskus zu beschießen und die Bewohner von Ost-Ghuta daran zu hindern, sich in Sicherheit zu bringen. In den Außenbezirken der Hauptstadt kamen in den vergangenen beiden Wochen rund 20 Menschen durch Geschosse der Aufständischen ums Leben. Ost-Ghuta wird von verschiedenen, islamistisch dominierten Gruppen kontrolliert. Unter ihnen sind auch Kämpfer, die dem Terrornetzwerk Al-Kaida nahestehen.