Berlin.

Die Niederlage schmeckt bitter, aber wie ein Verlierer sieht Kevin Kühnert nicht aus. Dem Juso-Chef ist es nicht gelungen, eine weitere große Koalition zu verhindern. Aber Kühnert, der erst seit Ende November an der Spitze des SPD-Nachwuchses steht, hat in den vergangenen Wochen die Parteispitze das Fürchten gelehrt und die Genossen in der Republik nachhaltig aufgerüttelt. 44 Prozent folgten seinem No-GroKo-Kurs beim Parteitag, nun waren es immerhin 34 Prozent der Mitglieder.

Kurz nachdem die Zweidrittelmehrheit für die GroKo bekannt ist, tritt der 28-Jährige vor die Journalisten. Ja, der Ausgang sei eine Enttäuschung, sagt er vor den Mikros in der klirrenden Kälte. „Wer geglaubt hat, dass wir hier angetreten sind, um stillschweigend eigentlich doch auf ein Ja zu hoffen und nur mal ein bisschen ins Fernsehen zu kommen, hat sich geirrt.“ Die Jusos seien nach wie vor davon überzeugt, dass ein Nein die klügere Entscheidung gewesen wäre. Aber das Ergebnis sei natürlich zu akzeptieren. „Wir sind ­keine schlechten Verlierer und werden jetzt versuchen, das Beste daraus zu ­machen.“

Kühnert stimmt die SPD-Spitze auf ungemütliche Zeiten ein: Die Jusos würden der Parteiführung und der Regierung auf die Finger schauen. „Wir lassen uns da in keiner Art und Weise irgendwie abbinden.“ Und: Der Juso-Verband werde nicht nachlassen, eine grundlegende Erneuerung der Partei einzufordern. „Wir werden uns da nicht mit Kleinigkeiten zufriedengeben“, kündigt er an.

Für die Parteispitze dürfte Kühnert unbequem bleiben. Er ist zu einer Art Ikone für die jungen Leute in der Partei geworden, die sich die SPD anders wünschen: moderner, kantiger, mit klarem Profil. Manch einer spekulierte schon, Kühnert müsste im Fall eines Neins die Parteiführung übernehmen.

Kürzlich traf sich die designierte Parteichefin Andrea Nahles mit ihm. Nahles, die selbst mal Juso-Chefin war, betrachtet das Talent Kühnert deutlich reservierter als viele in der Partei. Er solle sich erst einmal als Juso-Chef weiter bewähren. Einig sind sich beide, dass nun vor allem die 50.000 Neumitglieder, die seit Anfang 2017 (zunächst wegen Martin Schulz, dann für das Mitgliedervotum) eingetreten sind, dauerhaft bei Laune gehalten werden müssen.

Nun will Kühnert dabei helfen, die SPD zusammenzuhalten. „Mein Appell an alle, die jetzt auch mit sich und mit dieser Partei hadern, ist, dabeizubleiben und hier mitzukämpfen“, sagt er. Kühnert wird dabei eine wesentliche Rolle spielen. Er hat sich für die SPD unverzichtbar gemacht.