Brüssel. Deutschland auf Platz fünf. Auch Hamburg zählt zu den Spitzenregionen Europas

Das wirtschaftliche Gefälle in der Europäischen Union bleibt hoch: Während in der Region London-West pro Kopf 611 Prozent des EU-Durchschnitts erwirtschaftet werden, kommt die bulgarische Region Severozapaden nur auf 29 Prozent. Das geht aus neuen Daten des EU-Statistikamtes Eurostat hervor. Deutschland liegt mit 124 Prozent des durchschnittlichen EU-Bruttosozialprodukts pro Kopf in der Spitzengruppe der EU-Staaten, allerdings hinter Luxemburg, Irland, Österreich und den Niederlanden auf Platz fünf – Schlusslichter sind Bulgarien (49 Prozent) und Rumänien (58 Prozent), aber auch Ungarn (67 Prozent), Polen und Griechenland (jeweils 68 Prozent) liegen weit hinten.

Die neuen Daten, die sich auf das Jahr 2016 beziehen, zeigen aber auch drastische Unterschiede innerhalb der Mitgliedstaaten, auch in Deutschland. So zählt Hamburg zu den fünf Spitzenregionen Europas. Hier wurden pro Kopf 61.800 Euro im Jahr erwirtschaftet, in Deutschland insgesamt 38.200 Euro, in der EU 29.200 Euro. Und von den 19 Regionen, die mindestens um 50 Prozent über der durchschnittlichen Wirtschaftsleistung pro Kopf liegen, befinden sich gleich fünf in Deutschland: Neben Hamburg sind es Oberbayern, Stuttgart, Darmstadt und Bremen.

In Deutschland sind die Unterschiede ausgeprägter als in vielen anderen EU-Staaten: Nordrhein-Westfalen kommt auf 122 Prozent des EU-Durchschnitts – wobei der Bezirk Düsseldorf, zu dem das westliche Ruhrgebiet zählt, bei 131 Prozent liegt, die Region Arnsberg mit dem östlichen Ruhrgebiet aber nur auf 109 Prozent kommt. Die Region Braunschweig hat eine Wirtschaftsleistung pro Kopf von 119 Prozent des EU-Durchschnitts, Berlin liegt bei 118 Prozent, Thüringen bei 91 Prozent (der zweitbeste Wert in den neuen Ländern nach Sachsen), Brandenburg bei 89 Prozent. Schlusslicht ist Mecklenburg-Vorpommern mit 84 Prozent.

Frankreich und Italien kommen dem EU-Durchschnitt am nächsten. Außerhalb des Zentrums Paris liegen in Frankreich allerdings fast alle Regionen unter dem europäischen Mittelwert; in Italien bleibt das Nord-Süd-Gefälle gravierend. Das Statistikamt betonte, die Daten ließen einen europaweiten Vergleich des wirtschaftlichen Entwicklungsstandes zu. Zu berücksichtigen sei allerdings, dass sich Pendlerströme in einigen Regionen erheblich auf das Bruttosozialprodukt auswirkten; je mehr Arbeitskräfte in ein Gebiet strömten, desto höher die Produktion – die womöglich mit der ansässigen Bevölkerung allein gar nicht erreicht werden könnte.