Berlin.

Angela Merkel ruht dieser Tage wieder in sich. Heftig war die CDU-Vorsitzende nach Abschluss der zähen Koalitionsverhandlungen von den eigenen Leuten gescholten worden. Merkel habe Schlüsselministerien wie Außen, Finanzen und Arbeit an die 20-Prozent-SPD „verschenkt“, dazu bei den Inhalten zu stark nachgegeben. Doch seit der Kanzlerin mit der Berufung der saarländischen Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (Spitzname AKK) zur künftigen CDU-Generalsekretärin und möglichen „Thronfolgerin“ ein Befreiungsschlag gelang, ist die Kritik zunächst verstummt.

Legt Merkel bei der CDU-Kabinettsliste nun nach und landet den nächsten Personalcoup? Oder setzt die 63-Jährige auf altbewährte CDU-Kräfte und ein „Weiter-so“ in ihrer vierten Regierungsmannschaft? Aus der Union heißt es, Merkel mache es spannend. Selbst gestandene Minister fühlten sich ein bisschen wie Fußballprofis, die auf einen Anruf des Teamchefs warten, ob sie im Kader sind. Am Sonntagnachmittag versammelt Merkel die Gremien in Berlin, um Vorschläge für die sechs CDU-Kabinettsplätze zu präsentieren. Auf dem Parteitag am Montag werden dann rund 1000 Delegierte über Koalitionsvertrag und Minister abstimmen.

Als recht sicher gilt, dass der Kanzleramts- und geschäftsführende Finanzminister Peter Altmaier ins Wirtschaftsministerium wechselt. Als kommende Landwirtschaftsministerin gilt Julia Klöckner. Die CDU-Vize zählt zu Merkels Vertrauten.

Ursula von der Leyen dürfte trotz Ärger mit der Bundeswehr Verteidigungsministerin bleiben. Spekulationen, die Niedersächsin könnte in Brüssel bei der Nato anheuern, werden als unrealistisch abgetan. Spannend ist, was Merkel mit ihrem Widersacher Jens Spahn macht. Sie könnte ihn als Gesundheits- oder Bildungsminister in der Hoffnung einbinden, Spahn werde in einem arbeitsreichen Ressort die Lust am Stänkern verlieren. Oder Merkel zeigt Härte und lässt Spahn außen vor. Unklar ist, was aus Hermann Gröhe wird. Der Gesundheitsminister könnte bleiben, was er ist – oder das Kanzleramt managen. Gröhe und Spahn kommen aus Nordrhein-Westfalen, den wichtigsten Landesverband muss Merkel berücksichtigen. Im Wahlkampf hatte Merkel angekündigt, die Hälfte der CDU-Ressorts mit Frauen zu besetzen. Verhilft das der Chefin der Frauen-Union, Annette Widmann-Mauz, zum Karrieresprung?

Abgesehen von den Personalfragen: Offen ist noch, wie der angekündigte Modernisierungskurs der CDU aussehen soll. Einen Rechtsruck, wie er in der Partei gefordert wird, solle es jedenfalls nicht geben, sagte Kramp-Karrenbauer dem Magazin „Der Spiegel“.

Die CSU will sich erst am 5. März in die Karten schauen lassen. Als sicher gilt, dass Parteichef Horst Seehofer in das um Heimat und Bauen erweiterte Innenministerium einzieht. Für das Amt des Verkehrs- und Digitalministers läuft sich Generalsekretär Andreas Scheuer warm, im Rennen ist auch Dorothee Bär. Gerd Müller kämpft darum, Entwicklungsminister zu bleiben.

So weit ist die SPD, der sechs Ministerien zustehen, noch nicht. Nichts soll den am 2. März endenden GroKo-Mitgliederentscheid stören. Mehr als 20 Prozent der 464.000 Mitglieder haben bereits abgestimmt, so eine SPD-Sprecherin. Damit ist die Basisbefragung für die Parteispitze verbindlich. Sicher ist nur, dass Olaf Scholz Finanzminister und Vizekanzler werden soll. Sigmar Gabriels Tage als Außenminister könnten gezählt sein. Er könnte durch Heiko Maas oder Katarina Barley ersetzt werden. Auch der Name Thomas Oppermann fällt. Der Ex-Fraktionschef ist Wanderfreund von Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil. Der kündigte an, sein Land werde im Kabinett gut vertreten sein.