Athen.

Er war die wohl kontroverseste Figur der griechischen Schuldenkrise: Finanzminister Yanis Varoufakis. Der Links-Premier Alexis Tsipras holte den umstrittenen Ökonomieprofessor – Spezialgebiet: Spieltheorie – nach seinem Wahlsieg Ende Januar 2015 ins Kabinett. Sein Auftrag: Die Kreditverträge mit den Gläubigern zu „zerreißen“, die verhasste Troika aus Athen zu vertreiben und das Land aus den Fesseln der Spar- und Reformauflagen zu befreien. Nach nur fünf Monaten trat Varoufakis zurück. Jetzt ist er wieder da: Der 56-Jährige will eine eigene Partei gründen. Sie soll am 26. März offiziell aus der Taufe gehoben werden. Antreten will Varoufakis sowohl zur Europawahl im Mai nächsten Jahres, wie auch bei den spätestens im September 2019 in Griechenland fälligen Parlamentswahlen.

In Europa breite sich ein „Winter des Nationalismus, des Brexit, der Fremdenangst und der politischen Lähmung“ aus, schreibt Varoufakis im Gründungsaufruf der neuen Partei, aber „der Geist des griechischen Frühlings“ von 2015 sei immer noch lebendig. So unterschiedlich können die Wahrnehmungen sein: Was Varoufakis in seiner Amtszeit als „griechischen Frühling“ erlebte, ist den meisten Griechen ganz anders in Erinnerung: Geschlossene Banken, lange Schlangen vor den wenigen noch funktionierenden Geldautomaten, Hamsterkäufe, leere Regale in der Supermärkten – nach dem Wahlsieg des radikalen Linksbündnisses Syriza versank Griechenland im Chaos. Und mittendrin: Varoufakis. Im Kreis der Euro-Finanzminister hatte der exzentrische Grieche von Anfang an keinen leichten Stand. Er liebte Provokationen. Teilnehmer der Euro-Gruppe beschrieben den Griechen als „Spieler“, „Amateur“ und „Zeitverschwender“. Er habe seine Kollegen mit endlosen, belehrenden Vorträgen genervt, sei „gereizt“ und „streitsüchtig“ aufgetreten, heißt es. Ende Juni ist das Spiel aus. Griechenland steht am Rand des Staatsbankrotts. Finanzminister Varoufakis muss gehen. Premier Tsipras kapituliert vor den Gläubigern und unterschreibt ein noch härteres Spar- und Reformprogramm, um dringend benötigte Hilfsgelder locker zu machen. Jetzt sammelt Varoufakis im Internet Spenden für seine neue Partei. Den meisten Griechen dürfte es schwer fallen, für das Crowdfunding in die Tasche zu greifen. Varoufakis ist sie schon teuer genug zu stehen gekommen. Thomas Wieser, in jenen Jahren Chef der Euro-Arbeitsgruppe EWG, die den Finanzministern zuarbeitet, veranschlagt, dass die Ära Varoufakis Griechenland einen volkswirtschaftlichen Schaden von rund 200 Milliarden Euro verursacht hat.