Die Wiener Zeitung „Die Presse“ schreibt über die Zukunft der SPD: „Mit dem Generationswechsel zu Andrea Nahles stellt sie personell die Weichen für eine Erneuerung. Zudem spekuliert die SPD auf ein Ende der Koalition zur Mitte der Legislaturperiode. Zumindest klammern sich die Sozialdemokraten an das Szenario einer Post-Merkel-Ära – wenn das nur keine Illusion ist.“
Zu den Auswirkungen auf die Europapolitik heißt es in der spanischen Zeitung „El País“:
„Deutschland hat es geschafft, eine Koalitionsregierung zwischen Mitte-rechts und Mitte-links zu bilden, mit enormen Schwierigkeiten und ‚schmerzhaften Zugeständnissen‘ (in den Worten von Angela Merkel). Diese wird aber nicht nur die Stabilität und den Wohlstand des Landes garantieren, sondern auch den Weg zu den Reformen ebnen, die die Europäische Union braucht.“
Die Londoner „Times“ beziehen sich auf die Auswirkungen auf den Brexit:
„Die Koalition könnte möglicherweise nicht vier Jahre bestehen, und Angela Merkel wird nicht die dominante europäische Figur sein, die sie in ihren ersten drei Amtszeiten war. Britische Minister, die darauf hoffen, diese Schwäche in den Brexit-Gesprächen auszunutzen, werden wahrscheinlich enttäuscht. Die Dispute, die die Koalitionsgespräche in die Länge gezogen haben, betrafen vor allem die deutsche Innenpolitik, nicht Europa.“
Die polnische „Gazeta Wyborcza“ fordert einen Neustart der Beziehungen:
„Im Koalitionsvertrag wurden Polen fast 900 Zeichen gewidmet. Das ist sehr viel, aber dieser Abschnitt ist kein Grund zur Freude. Vor allem fällt auf, dass da die Rede ist vom ‚Fundament der Partnerschaft‘. Knapp 30 Jahre nach dem Ende des Kommunismus und fast 13 Jahre nach dem EU-Beitritt Polens sollten wir beim Aufbau der Beziehungen zu unserem westlichen Nachbarn nicht wieder beim Fundament anfangen.“
Die Zeitung „Corriere della Sera“ aus Mailand über das Finanzressort:
„Merkel verliert, weil sie einen hohen Preis für ihr viertes Mandat bezahlt. Dass das Finanzministerium an die SPD geht, bedeutet nicht, dass Deutschland in Zukunft Abstriche mit Blick auf die europäischen Regeln macht. Aber es ist ein Zeichen einer Wende ... In den Augen vieler ist es ein totaler Absturz.“
Die „Neue Zürcher Zeitung“ aus der Schweiz ist sich sicher:
„Deutschland wäre bereit für Neues, für einen Aufbruch, für Zukunftsoptimismus. Doch das wird es von Merkel, Schulz und Co. nicht erhalten. Die abermalige große Koalition ist eine Sackgasse.“
Die „La Vanguardia“ aus Spanien freut sich über die Regierungsbildung:
„Europa hat Grund, die neue große Koalition zu feiern: Sie beendet das deutsche Machtvakuum, das erfolgreich durch den Dynamismus (des französischen Präsidenten Emmanuel) Macron kompensiert wurde ... Das Finanzressort fällt in die Hände der SPD, wodurch sich die strengen Sparkriterien des konservativen (Wolfgang) Schäuble zugunsten einer Geldpolitik ändern werden, die die europäischen Staaten, die Probleme haben, begünstigt.“