Paris/Brüssel.

Unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen wurde der in französischer Untersuchungshaft sitzende mutmaßliche islamistische Top-Terrorist Salah Abdeslam in der Nacht auf Montag nach Brüssel überführt. Der 28-jährige Franzose marokkanischer Abstammung sowie ein mutmaßlicher Komplize müssen sich in der belgischen Hauptstadt wegen versuchten Polizistenmordes verantworten. Zu Prozessbeginn am Montag verweigerte Abdeslam jegliche Aussage. „Ich habe keine Angst vor Ihnen, ich vertraue auf Allah“, sagte er zur Vorsitzenden Richterin. Danach schwieg er.

Für Abdeslam handelt es sich nur um den Auftakt zu einer Prozesslawine. In Frankreich und in Belgien stehen weitere Verfahren an. Dabei geht es um die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und die Beteiligung an blutigen Anschlägen, bei denen in Paris und in Brüssel insgesamt 165 Menschen in den Tod gerissen und mehr als 700 weitere zum Teil schwer verletzt wurden.

Abdeslam gilt als der Logistiker und einer der Hauptverantwortlichen der Pariser Terror-Attacken vom 13. November 2015. Höchstwahrscheinlich ist er das einzige noch lebende Mitglied jener drei Killerkommandos, die am Stade de France, im Konzertsaal Bataclan sowie in mehreren Bars und Restaurants fast zeitgleich 130 Menschen töteten. Alle übrigen Attentäter sprengten sich entweder in die Luft oder wurden getötet.

In Verhören hat Abdeslam bereits zugegeben, an den Anschlägen in Paris beteiligt gewesen zu sein. Seinen Angaben zufolge gehörte er dem vierköpfigen Kommando an, das sich während des Länderspiels Frankreich–Deutschland im Stade de France in die Luft sprengen sollte. Doch da die Terroristen aufgrund der rigorosen Kontrollen nicht in das Stadium gelangt waren, sprengten sich drei von ihnen vor dem Gebäude in die Luft. Doch Abdeslams Sprengstoffgürtel versagte wegen einer Fehlfunktion des Zünders. Er warf ihn weg und flüchtete nach Belgien. Nach den Attentaten von Paris gelang es Abdeslam, sich den Fahndern vier Monate lang zu entziehen. Am 18. März 2016 wurde er bei einer Razzia im Brüsseler Stadtteil Molenbeek gefasst. Das war vier Tage vor den Anschlägen in der Metro und am Flughafen von Brüssel, an deren Vorbereitung er aktiv beteiligt gewesen sein soll.