Washington.

Bei der versprochenen Heimholung von Auslandsgewinnen großer amerikanischer Unternehmen kann Präsident Donald Trump einen ersten Erfolg verbuchen. Der Technologie-Riese Apple, Hersteller von Massengeräten wie iPhone oder MacBook, will von seinen rund 270 Milliarden Dollar betragenden Bargeldreserven (94 Prozent lagern im Ausland) einen Großteil zurück in die USA transferieren und dafür 38 Milliarden Dollar Steuern zahlen.

Außerdem sollen im Heimatland 20.000 neue Jobs geschaffen und eine dritte Unternehmenszentrale errichten werden. Das kündigte Konzernchef Tim Cook an und setzte damit andere Wirtschaftsriesen wie Google oder Microsoft indirekt unter Druck, die ebenfalls große Vermögensbestände aus steuerlichen Gründen bislang vor dem US-Fiskus verstecken.

Mangel an geeigneten Arbeitskräften in den USA

Der Nachfolger von Steve Jobs begründete den Schritt unter anderem mit der Ende Dezember von Trump unterzeichneten Steuerreform. Danach müssen US-Unternehmen bei der Rückholung ihres zum Beispiel in Irland oder auf diversen Karibikinseln geparkten Geldes künftig nicht mehr 35 Prozent Unternehmenssteuern (plus circa fünf Prozent für den jeweiligen Bundesstaat) zahlen. Stattdessen werden bei „altem Geld“ einmalig zwischen acht und 15,5 Prozent fällig. Für künftige Auslandsgewinne soll ein Maximalsteuersatz von rund zehn Prozent gelten. Nach Recherchen des Nachrichtendienstes Bloomberg sitzen amerikanische Unternehmen im Ausland auf über 3000 Milliarden Dollar, mehr als das Bruttoinlandsprodukt Frankreichs.

Wenige Stunden nach Cooks Ankündigung nahm Trump via Twitter das Ergebnis für sich in Anspruch: „Ich hatte versprochen, dass meine Politik es Unternehmen wie Apple gestatten wird, große Geldbeträge in die USA zurückzubringen.“ Dass der Kommunikationsgigant dies nun tue, sei „großartig“. „Ein riesiger Sieg für amerikanische Arbeitnehmer und die USA!“

Letzteres bezog sich auf Cooks Aussage, dass Apple seine Belegschaft in den USA von derzeit 84.000 um 20.000 aufstocken will (knapp 25 Prozent plus) und vor allem in Rechenzentren für die firmeneigene Cloud Investitionen plant. Neben dem Hauptcampus in Cupertino (Kalifornien) und einer zweiten Zentrale in Austin (Texas) soll demnächst ein dritter Zentralstandort in den Vereinigten Staaten gebaut werden. Wo, das ist noch offen.

Analysten relativierten die Angaben des Unternehmens, wonach Apple in den kommenden fünf Jahren 350 Milliarden Dollar in die US-Wirtschaft pumpen werde. 275 Milliarden seien bereits vorher eingeplant gewesen, heißt es bei der Beratungsfirma Sanford C. Bernstein. Hintergrund: Apple steckt im Jahr rund 50 Milliarden Dollar in US-Zulieferer. Ziehe man dann noch die 38 Milliarden für die Steuernachzahlung ab, blieben rund 37 Milliarden Dollar für „echte, neue“ Investitionen übrig. Experten gehen davon aus, dass Apple einen Teil der nun aktivierten Reserven an Aktionäre ausschütten und damit auch Aktienpakete zurückkaufen wird.

Weil Apple in puncto Steuern bereits einen Betrag von rund 36,5 Milliarden Dollar zurückgelegt habe, sei die ganze Aktion rein rechnerisch „eher unspektakulär“ und schränke den Cashflow des Konzerns nicht ein, heißt es in US-Wirtschaftsmedien. Zumal die von Trump mithilfe der Republikaner durchgesetzten niedrigen Steuerzahlungen auf Auslandsgewinne in acht Raten bis zum Jahr 2025 beglichen werden können.

Noch unklar ist, wie der beabsichtigte Geldtransfer von Apple in Europa ankommen wird. Die Europäische Kommission in Brüssel verlangt, dass Apple in Irland 13 Milliarden Euro Steuern nachzahlt. Cook wehrt sich dagegen.

Zu den größten Problemen, die hinter den gigantischen Summen in den Hintergrund treten, gehört für Apple der Mangel an geeigneten Arbeitskräften in den USA, wo die Arbeitslosigkeit auf Rekordtiefstände gesunken ist. „Die Nachfrage übersteigt bei Weitem das Angebot an Computerexperten und Softwareprogrammierern“, sagte Tim Cook dem TV-Sender ABC. Um das bestehende Personal zu halten, bietet Apple nahezu jedem Mitarbeiter ein Aktienpaket im Wert von 2500 Dollar an. Zudem stockt der Konzern gemeinnützige Spenden seiner Angestellten freiwillig auf.

Um den Bedarf in der immer spezieller werdenden Produktion von Hightechkomponenten zu decken, werde außerdem ein Fonds für Zulieferer von einer Milliarde auf fünf Milliarden Dollar aufgestockt. Immer wichtiger wird für Apple die frühe Herausbildung von Interesse für die digitale Arbeitswelt. So hat der Konzern Lehrpläne vom Kindergarten bis zur zwölften Klasse mithilfe der firmeneigenen Programmiersprache Swift entwickelt. Auch die Anstrengungen in „community colleges“ (etwa mit Berufsschulen vergleichbar) seien verstärkt worden.