Washington.

„Wenn Ivanka nicht meine Tochter wäre, würde ich vielleicht eine Beziehung mit ihr haben.“ Der allgemein als anzüglich verstandene Satz, den Donald Trump im März 2006 im US-Fernsehen sagte, klingt am Vorabend seines einjährigen Amtsjubiläums im Weißen Haus besonders schrill nach. In einem Interview mit dem Magazin „InTouch“ berichtet die bekannte Porno-Darstellerin Stephanie Clifford (alias „Stormy Daniels“) detailliert über eine sexuelle Beziehung mit dem heutigen US-Präsidenten. Schlüsselsatz: „Er sagte mir einmal, dass ich jemand bin, mit dem zu rechnen sei, hübsch, klug, genau wie seine Tochter.“ Ein Verweis auf Ivanka Trump, der in US-Medien wie in sozialen Netzwerken „Entsetzen“ bis „Kopfschütteln“ auslöste. Die 36-Jährige berät mit ihrem Mann Jared Kushner den Präsidenten.

Die Affäre soll – einvernehmlich – 2006 begonnen haben. Kurz nachdem Trumps dritte Ehefrau und heutige First Lady, Melania, Sohn Barron zur Welt gebracht hatte. Bis 2010 habe der Kontakt bestanden. Der Fall blieb jahrelang unter der Decke. Bis vor Kurzem ausgerechnet das sonst Trump-freundliche „Wall Street Journal“ die Sache mit einem bemerkenswerten Schlenker ausgrub. Stormy Daniels soll kurz vor der Präsidentschaftswahl 2016 rund 130.000 Dollar von Trump kassiert haben. Mit dem Schweigegeld sollte sichergestellt werden, dass der Seitensprung nicht an die Öffentlichkeit gerät. Trump stand zu dieser Zeit wegen des „Pussy“-Tonbandmitschnitts enorm unter Druck. Trumps Anwalt Michael Cohen und das Starlet streiten die in vielen großen US-Medien verbreiteten Schilderungen der 38-jährigen Blondine in schriftlichen Stellungnahmen ab. Tenor: Alles erfunden.

Als die Porno-Darstellerin noch nicht zur Verschwiegenheit verpflichtet war, hörte sich das anders an. 2011 zeichnete Stormy Daniels gegenüber „InTouch“ (nach bestandenem Lügendetektortest) das von einem Freund und ihrem Ex-Ehemann bestätigte Panorama einer außerehelichen Liaison mit dem Mann, der heute US-Präsident ist. Trump soll sie bei einem Golfturnier in Lake Tahoe auf sein Zimmer eingeladen haben. Beim Akt habe sie gedacht: „Bitte, versuch nicht mich zu bezahlen.“ Trump habe ihr eine Rolle in seiner Fernsehshow „The Apprentice“ in Aussicht gestellt. Dazu kam es aber nie.

Gleichlautende Aussagen will der Chefredakteur des Onlinemagazins „Slate“, Jacob Weisberg, von der Darstellerin bekommen haben. Demnach hatte der in Porno-Kreisen bekannte Jurist Keith Davidson mit Trumps Anwalt Cohen die Modalitäten der Schweigegeldzahlung ausgehandelt. Weil Trump aber bis kurz vor der Wahl nicht gezahlt habe, sei das Starlet bereit gewesen, ihre Bettgeschichten mit Journalisten zu teilen. Von Fox News über „Daily Beast“ bis „Slate“ saßen mehrere Medien damals auf der Geschichte. Warum es nicht zur Veröffentlichung kam?

„Es war nicht wasserdicht beweisbar“, so „Slate“-Chef Weisberg sinngemäß. Trump selbst hat sich noch nicht zu Stormy Daniels geäußert.