London.

Großbritannien freut sich auf den Teppich von Bayeux. Wenn der französische Staatspräsident Emmanuel Macron am heutigen Donnerstag die britische Premierministerin Theresa May zum Gipfel in Sandhurst trifft, hat er ein ganz besonderes Geschenk im Gepäck: Zum ersten Mal soll der fast 950 Jahre alte Bayeux-Teppich, der die normannische Invasion Großbritanniens im Jahr 1066 zeigt, Frankreich verlassen und im Königreich gezeigt werden. Die diplomatische Geste soll unterstreichen, wie die „Times“ schrieb, „dass Großbritanniens Entente Cordiale mit Frankreich trotz des Brexits bestehen bleibt“.

Während in Berlin eine lediglich geschäftsführende Regierung kaum außenpolitische Akzente setzen kann, feiert Emmanuel Macron einen diplomatischen Erfolg nach dem anderen. Mit einem Dinner auf dem Eiffelturm konnte er den US-Präsidenten Donald Trump für sich einnehmen und mit dem Gastgeschenk eines Pferdes namens Vesuvius den chinesischen Staatspräsidenten Xi beeindrucken. Die Leihgabe des Bayeux-Teppichs, auch wenn sie erst in fünf Jahren erfolgen soll, ist ein weiterer diplomatischer Meisterstreich in bilateraler Beziehungspflege.

Nicht zuletzt will Macron damit auch die Pille versüßen, die er den Briten mit seiner Forderung nach größerem Engagement beim Flüchtlingsproblem in Calais verabreicht. Er hatte im Vorfeld versprochen, dass nach der Räumung des „Dschungels“ nicht noch einmal ein Flüchtlingscamp in der Hafenstadt entstehen werde. Doch auch Großbritannien, verlangte er, müsse seiner Verantwortung für die Flüchtlinge gerecht werden, sprich: größere finanzielle Beteiligung an den Kosten und Aufnahme von mehr Flüchtlingen.

Der Gipfel-Ort ist nicht zufällig gewählt. Das Treffen in der Königlichen Militärakademie in Sandhurst soll die engen militärischen Beziehungen unterstreichen. Es wird erwartet, dass Premierministerin May in Sandhurst eine Vertiefung der militärischen Kooperation ankündigt, insbesondere eine Hilfestellung in Afrika. Dort kämpfen zurzeit rund 4000 französische Soldaten in der Süd-Sahara gegen islamistische Extremisten. Die Royal Air Force hat angeboten, den französischen Truppen mit
Chinook-Helikoptern auszuhelfen.

Neben den militärischen Themen dürfte natürlich auch, obwohl es nicht auf der Agenda steht, der Brexit zum Thema werden.