Berlin.

Personeller Paukenschlag bei der SPD kurz vor Beginn der Sondierungen mit der Union. Markus Engels, engster Vertrauter und Chefberater des Parteivorsitzenden Martin Schulz, zieht sich auf eigenen Wunsch zurück. Das teilte Engels in einer E-Mail an Mitarbeiter der Parteizentrale und Weggefährten mit, die dieser Redaktion vorliegt.

Er wolle sich „außerhalb von Parlamenten, Regierung oder Parteien“ eine neue Aufgabe suchen, schreibt der 50-Jährige. Er wünsche insbesondere Schulz, „dem ich weiterhin freundschaftlich verbunden bin, in den kommenden Tagen und Wochen eine glückliche Hand bei der Regierungsbildung“.

Engels war bereits Pressesprecher von Schulz zu dessen Zeit als EU-Parlamentspräsident in Brüssel und Straßburg. Als Schulz im Januar 2017 von Sigmar Gabriel den SPD-Vorsitz und dann die Kanzlerkandidatur übernahm, steuerte Engels vom Willy-Brandt-Haus aus den Wahlkampf. Dieser endete für die SPD mit dem Absturz auf historisch schlechte 20,5 Prozent.

Der gebürtige Duisburger, Vater von zwei Kindern und Politologe, arbeitete vor seiner Zeit in der Politik auch als Taxifahrer. Engels tritt stets schwarz gekleidet auf, spielte privat als Gitarrist in Rockbands. Zwei Monate vor der Bundestagswahl hatte er aus gesundheitlichen Gründen eine Auszeit nehmen müssen. Für Schulz dürfte Engels’ Weggang ein tiefer Einschnitt sein. Dessen langjährige Rolle war vergleichbar mit Beate Baumann, die Büroleiterin von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ist.

Wie wichtig Engels für den SPD-Vorsitzenden war, beweist ein Bild aus dem November. Es zeigt Schulz gemeinsam mit Engels auf den Stufen von Schloss Bellevue. Wenige Tage nach dem Scheitern der Jamaika-Verhandlungen bat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Schulz zum Gespräch, um das Nein der Sozialdemokraten zu einer großen Koalition in die ergebnisoffene Gesprächsbereitschaft umzumünzen. Neben Engels verliert Schulz auch seinen Chefsprecher Tobias Dünow. Hintergrund ist, dass Schulz gemeinsam mit seinem neuen Generalsekretär Lars Klingbeil und frischen PR-Leuten versucht, den heiklen Weg bis zu einer möglichen Regierung auch kommunikativ unfallfrei zu überstehen.