Seeon.

Traditionell laden die Bundestagsabgeordneten der CSU zur Winterklausur nach Bayern. Jahrelang ins Wildbad Kreuth, seit zwei Jahren ins Kloster Seeon. Diese Klausur dient dem Zweck, gleich zum neuen Jahr politische Akzente zu setzen. Da wird traditionell die bayerische Seele gestreichelt, streng konservative Positionen eingenommen, zumal vor einer Landtagswahl, die dieses Jahr im Herbst stattfindet. Die CSU will nach dem gerade zumindest offiziell überwundenen internen Machtkampf zwischen Horst Seehofer und Markus Söder Selbstbewusstsein zur Schau stellen.

Das tut sie beispielsweise mit Härte in der Asylpolitik. So fordern die Abgeordneten in einem Papier etwa Leistungskürzungen für Asylbewerber. Außerdem sollen Antragsteller Asyl und Schutzstatus künftig erst dann erhalten, wenn ihre Identität zweifelsfrei geklärt ist. Auch beim Familiennachzug für eingeschränkt schutzbedürftige Flüchtlinge will man hart bleiben.

Insbesondere der neue Gastgeber der Winterklausur, CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt, übernimmt die Rolle des Polarisierers. Die Aufgabe ist ihm nicht fremd, schließlich war er schon Generalsekretär. Er sagt Sätze wie: „Deutschland ist keine linke Republik, Deutschland ist ein bürgerliches Land.“ Zentral seien Themen wie die Modernisierung des Landes, Sicherheit, Wachstum – und keine Themen aus der „sozialistischen Mottenkiste“. Dobrindt lud auch den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán nach Seeon, nicht nur in der Flüchtlingskrise einer der großen Gegenspieler von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Die Einladung sorgte nicht nur in der SPD, sondern auch in der Schwesterpartei für Stirnrunzeln.

Dobrindt verfolgt auch persönliche Interessen: Der 47-Jährige ist neu in der Rolle des Landesgruppenchefs. Der Ex-Verkehrsminister muss sich aus dem Schatten seines Mentors Seehofer lösen, denn er strebt nach Höherem: Dobrindt hat den CSU-Vorsitz vor Augen.

Allerdings müssen Seehofer und Dobrindt aus dem Kloster Seeon aber auch nach draußen Signale senden, Richtung Berlin und SPD. Der Tenor: Wir sind kompromissbereit – aber nicht bereit, unsere zentralen politischen Positionen aufzugeben. Es sei doch geradezu die Pflicht der CSU und eine „pure Selbstverständlichkeit“, dass man auf einer solchen Klausur die eigenen Positionen noch einmal verdichte, sagt Seehofer fast schon entschuldigend. „Wir bleiben konstruktiv, machen Sie sich keine Sorgen um Berlin“, scherzt er. Es ist ein Balanceakt.