Berlin/Vatikanstadt.

Zum Jahreswechsel haben führende Vertreter der großen Kirchen zu Zuversicht und Engagement, aber auch zum Widerstand gegen bedrohliche gesellschaftliche Tendenzen aufgerufen.

So nahm Papst Franziskus die Gesellschaft in die Pflicht, Flüchtlingen und Migranten eine friedliche Zukunft zuzusichern. „Für diesen Frieden, auf den jeder ein Recht hat, sind viele von ihnen bereit, ihr Leben zu riskieren auf einer Reise, die in den meisten Fällen lang und gefährlich ist“, sagte das katholische Kirchenoberhaupt am Montag vor dem Angelusgebet vor rund 40.000 Gläubigen auf dem Petersplatz. „Bitte, lasst uns die Hoffnung in ihren Herzen nicht ersticken; lasst uns ihre Erwartungen an den Frieden nicht enttäuschen.“

Der Pontifex mahnte zudem die Gläubigen, sich im neuen Jahr auf das Wesentliche zu konzentrieren und sich „vor der Betäubung durch die Werbung, vor der Verbreitung leerer Worte und den beunruhigenden Wogen des Klatsches und des Lärms“ zu schützen. Die Menschen sollten zudem ihr Leben nicht Angst oder Trübsal überlassen.

Der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, warnte in München vor einem Rückfall in den Nationalismus. 100 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs 1918 bleibe es für Christen eine Aufgabe, für Europa als „Kontinent des Friedens“ einzutreten, sagte der Erzbischof von München und Freising am Sonntag in seiner Silvesterpredigt. Er warnte auch davor, Religion für Gewalt und Unterdrückung zu missbrauchen. Fundamentalismus und Fanatismus machten ihm vor allem im Islam Sorgen. „Nie mehr darf Religion zum Instrument des Hasses pervertiert werden.“

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, rief zur Besinnung auf das Wesentliche auf. Beim ZDF-Neujahrsgottesdienst am Montag in der Dresdner Frauenkirche empfahl er „die Neuentdeckung der Frömmigkeit, die uns den Blick auf die Fülle des Lebens öffnet“.

Das sei vielleicht das Wichtigste im Deutschland des Jahres 2018, „einem reich gesegneten Land, in dem dennoch Knappheitsgefühle und Verlustangst überhandzunehmen drohen“, betonte er. Es gelte herauszufinden aus dem Gefühl, zu kurz zu kommen, und zu entdecken, „aus welcher Fülle wir leben dürfen“. Der bayerische Landesbischof predigte über die Jahreslosung „Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst“. „Trinkwasser haben wir in unserem Land genug, aber Quellen für die Seele fehlen uns.“