New York . Deutschland und weitere 127 von 193 Ländern fordern die USA auf, die Jerusalem-Entscheidung zurückzunehmen

Zählt man jene dazu, die sich enthalten haben, dann dürfen sich künftig 163 Länder dieser Erde auf ziemlich unfreundlichen Bescheid aus Washington einstellen.

Trotz unmissverständlicher Drohung durch US-Präsident Donald Trump, sich künftig bei abtrünnigen Ländern und den Vereinten Nationen insgesamt mit Geldentzug zu revanchieren, haben sich gestern 128 UN-Mitgliedsstaaten gegen den amerikanischen Alleingang ausgesprochen, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen.

35 Staaten enthielten sich nach knapp zweistündiger Debatte, als in der Vollversammlung eine Resolution zur Abstimmung gestellt wurde, die den künftigen Status Jerusalems de facto weiter von einer im Einvernehmen zu erzielenden Lösung von Israelis und Palästinensern abhängig macht und einseitige Aktionen ablehnt.

Die Resolution ist nach den Statuten völkerrechtlich nicht bindend. Ihre symbolische Wirkung, hieß es am UN-Sitz in New York, dürfe aber nicht unterschätzt werden. „Amerika unter Donald Trump ist international nach dem Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen in einer weiteren wichtigen Frage total isoliert“, sagte ein europäischer Diplomat auf Anfrage.

Zuvor hatten Dutzende Redner auf Geheiß ihrer Hauptstädte Trumps vor wenigen Tagen verkündete Entscheidung pro Jerusalem/Israel als Bedrohung für Frieden und Stabilität im Nahen Osten bezeichnet. Zu den Ländern, die Trumps Vorgehen ablehnen, gehörte auch Deutschland. Neben den USA und Israel stemmten sich nur weitere sieben Länder gegen die Ablehnungsfront; darunter vier Inselstaaten wie Mikronesien oder Palau. Zu Beginn der Eilsitzung hatte Washingtons UN-Botschafterin Nikki Haley im Kern eins zu eins wiederholt, was Präsident Trump zuvor via Twitter angekündigt hatte: Länder, die für die Resolution stimmen, müssen damit rechnen, bei künftigen Hilfsgeldern auf Diät gesetzt zu werden. „Sie nehmen Millionen von Dollar, sogar Milliarden von Dollar, und dann stimmen sie gegen uns“, hatte Trump gesagt, und dieses Verhalten als undankbar bezeichnet. Haley betonte, dass man nicht ständig die Hand aufhalten könne und Amerika dann in einer souverän zu treffenden Entscheidung in die Parade fahre. Alle Länder, die auf der Gegengeraden liefen, würden registriert, sagte Haley. „Wir werden uns an diese Abstimmung erinnern.“

Stellvertretend für viele Länder zeigte sich die Türkei über die unverhohlene Drohung erbost. „Wir werden uns nicht einschüchtern lassen. Sie mögen stark sein, aber das gibt Ihnen kein Recht“, ließ Außenminister Cavusoglu an die Adresse Trumps erklären. Präsident Erdogan hatte sich noch dramatischer geäußert: „Ich rufe die ganze Welt auf: Verkauft niemals Euren demokratischen Willen für eine Handvoll Dollar.“

Vor der gestrigen Debatte in der Vollversammlung waren die USA bereits im UN-Sicherheitsrat mit ihrer Israel-Politik aufgelaufen. Der Forderung, die einseitige Aufwertung Jerusalems als Hauptstadt zu revidieren, waren 14 von 15 Mitgliedern gefolgt. Einsam und allein dagegen: nur die USA.