Berlin . Gabriel rät SPD Rückbesinnung auf traditionelle Wähler. Nahles: „Sehr ernste Lage“

Außenminister Sigmar Gabriel hat die SPD nach ihrem Debakel bei der Bundestagswahl zu einer Kurskorrektur aufgefordert. „Umwelt- und Klimaschutz waren uns manchmal wichtiger als der Erhalt unserer Industriearbeitsplätze, Datenschutz war wichtiger als innere Sicherheit“, schrieb der Ex-Parteichef in einem Beitrag für den „Spiegel“. Mit Blick auf die Herausforderungen durch den Rechtspopulismus forderte er eine offene Debatte über Begriffe wie Heimat und Leitkultur.

Gabriel warf seiner Partei zudem Fehler im Wahlkampf vor: „Die Ehe für alle haben wir in Deutschland fast zum größten sozialdemokratischen Erfolg der letzten Legislaturperiode gemacht und nicht genau so emphatisch die auch von uns durchgesetzten Mindestlöhne, Rentenerhöhungen oder die Sicherung Tausender fair bezahlter Arbeitsplätze bei einer der großen Einzelhandelsketten.“

SPD-Fraktionschefin Andrea Nahles äußerte unterdessen Zweifel am Zustandekommen einer neuen großen Koalition. Zwar dürfe die SPD keine Angst vor dem Regieren haben, sagte sie dieser Redaktion. „Aber wir alle sind uns bewusst, dass die SPD in einer sehr ernsten Lage ist. Ein Weiter-so kann es nicht geben.“ Deshalb laufe auch niemand in der SPD-Führung mit wehenden Fahnen in die nächste Groko. Es handele sich um eine „Sondersituation“. Nahles bekräftigte: „Ich bin mir nicht sicher, wo wir landen. Es geht auch um die Frage des Zutrauens in die Union.“ Die SPD stehe „zwischen Baum und Borke“. Neuwahlen seien die schlechteste Option.