London.

Der Brexit verliert in Großbritannien immer mehr an Zustimmung: Einer neuen Umfrage zufolge hat sich nun mehr als die Hälfte der Briten für einen Verbleib in der Europäischen Union ausgesprochen. In der von der britischen Zeitung „Independent“ am späten Sonnabend veröffentlichten Untersuchung des Instituts BMG Research waren 51 Prozent der Befragten gegen den Brexit und nur noch 41 Prozent dafür. Die zehn Prozentpunkte Differenz sind der Zeitung zufolge der größte Abstand zwischen Brexit-Gegnern und -Befürwortern seit dem Referendum im Juni 2016. Die Frage, ob Großbritannien Mitglied der EU bleiben sollte oder nicht, beantworteten sieben Prozent mit „weiß nicht“, ein Prozent antwortete gar nicht.

Verantwortlich für den immer größer werdenden Abstand zwischen Brexit-Gegnern und -Befürwortern sind vor allem diejenigen Briten, die sich nicht an dem Referendum im Juni 2016 beteiligt hatten, wie der Vorsitzende von BMG Research, Michael Turner, der Zeitung sagte. Die damaligen Nichtwähler würden nun mit überwältigender Mehrheit im Verhältnis 4:1 für den EU-Verbleib stimmen, während die damaligen Befürworter und Gegner eines EU-Austritts überwiegend (zu rund 90 Prozent) bei ihrer Meinung geblieben seien. Zuletzt hätten die Brexit-Befürworter im Februar in Umfragen geführt, seitdem habe es eine langsame Verschiebung in der öffentlichen Meinung gegeben.

Im Streit um den Brexit waren in jüngster Zeit Tory-Rebellen bedroht worden, die sich mit der Opposition verbündet und dem Parlament so ein Vetorecht über das Brexit-Abkommen gesichert hatten. „So etwas hat in unserer Politik keinen Platz“, sagte May am Sonntag über die Bedrohungen.

Die EU hatte am vergangenen Freitag in Brüssel das Startsignal für die zweite Phase der Brexit-Verhandlungen gegeben. May musste dafür erhebliche Zugeständnisse machen. Nun droht neuer Ärger: Dabei geht es um die zweijährige Übergangsphase nach dem EU-Austritt. Außenminister Boris Johnson und sein erzkonservativer Parteikollege Jacob Rees-Mogg appellierten an May, dass Großbritannien kein „Vasallenstaat“ der EU werden dürfe. May gab sich im „Sunday Telegraph“ optimistisch und sprach mit dem Startschuss für die zweite Verhandlungsphase von einem Wendepunkt.

Zumindest ein Hindernis scheint inzwischen für die Premierministerin aus dem Weg geräumt zu sein. Um eine weitere Schlappe im Parlament zu verhindern, soll als geplanter Austrittstermin im EU-Austrittsgesetz zwar wie geplant der 29. März 2019 genannt werden. Das Datum soll aber noch geändert werden können, falls die Brexit-Verhandlungen sich hinziehen sollten. Viele Abgeordnete, auch Tory-Rebellen, lehnen eine Festschreibung des Datums ab. Über die Lösung soll in der kommenden Woche abgestimmt werden.