Nürnberg.

Es war ein eher mäßiger Applaus, mit dem die CSU-Delegierten Kanzlerin Angela Merkel bei ihrem Einzug zum Parteitag in Nürnberg begrüßten. Doch dann begann die Vorsitzende der Schwesterpartei CDU, die Stimmung zu lockern. „Ob Sie es glauben oder nicht, ich freue mich, bei Ihnen auf einem Parteitag zu sein“, eröffnete Merkel ihre Ansprache. Und sie kam sofort auf das Thema zu sprechen, das die Schwesterparteien entzweite in den vergangenen beiden Jahren: Sie sei froh, dass man ein „gemeinsames Regelwerk“ zur Migration erarbeitet habe. Dann sprach Merkel über ländliche Räume und Sicherheit, Herzensanliegen der CSU. Und endete mehr als versöhnlich: Sie habe manchmal die Platte „‚Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unsere Liebe nicht‘ aufgelegt“, sagte sie an die Adresse von CSU-Chef Horst Seehofer. „Jetzt ist es wieder soweit.“ Viele CSU-Delegierte standen für Merkel auf, applaudierten im Stehen.

Die wahren Gedanken von Merkel bei ihrem Auftritt am Freitag in Nürnberg beim CSU-Parteitag konnte man nur erahnen: Schließlich erlebte sie hier 2015 einen der schlimmsten Momente ihrer Kanzlerschaft. Damals hatte Seehofer die CDU-Vorsitzende auf dem CSU-Treffen bloßgestellt und abgekanzelt. 2016 gab es keine Einladung zum Parteitag nach München.

Jetzt lauten die Schlagworte „Harmonie und Einheit“. Der bayerische Finanzminister Markus Söder zog zuerst in die Halle der Nürnberger Messe-Ost ein, Seehofer kam kurze Zeit später, es folgte ein symbolischer Händedruck der beiden CSU-Alphatiere. Darauf hat die CSU lange warten müssen. Erst Anfang Dezember stellte Seehofer die Weichen dafür, als er ankündigte, sein Amt als Ministerpräsident im ersten Quartal 2018 an Söder übergeben zu wollen. Hoffnung für eine Rückkehr auf die Erfolgsspur ziehen die Christsozialen aus aktuellen Umfragen, in denen sie erstmals wieder auf die 40 Prozentmarke kletterten.