Kiew.

In der Ukraine liefern sich Staatschef Petro Poroschenko und der zum Oppositionellen gewandelte georgische Ex-Präsident Michail Saakaschwili eine Privatfehde mit merkwürdigen Szenen. Da will Poroschenko seinen Ex-Studienkollegen in Kiew verhaften lassen, doch der flüchtet aufs Dach und droht theatralisch damit, sich hinabzustürzen. Schließlich steckt der Geheimdienst SBU Saakaschwili in einen Gefangenenbus, aber dessen Anhänger pauken ihn raus.

Im Sommer bürgerte Poroschenko seinen Gegner aus und wollte verhindern, dass dieser von Polen wieder in die Ukraine einreist. Doch Saakaschwili durchbrach nach seiner Devise „Kein Sex ist vergleichbar mit revolutionärem Erfolg“ in einem Pulk von Fans die Kette der Grenzsoldaten. Er ruft bei Kundgebungen zur Absetzung des Präsidenten auf, dem er Korruption vorwirft. Das Präsidentenlager wiederum bezichtigt Saakaschwili, mit Geld aus Russland einen Staatsstreich anzetteln zu wollen.

Poroschenko könnte den Elan des Georgiers ins Leere laufen lassen, oder er müsste ihn energisch unterbinden. Stattdessen agiert der Präsident mal halbherzig, mal überzogen – und steht am Ende als Verlierer da. Ihre schlimmste Niederlage erlitten Poroschenko und sein Generalstaatsanwalt Juri Luzenko Anfang der Woche. Die Kiewer Richterin Larissa Zokol stellte den zum zweiten Mal festgenommenen Saakaschwili nicht unter Hausarrest, sondern setzte ihn ohne Auflagen auf freien Fuß. Im Triumph verließ Saakaschwili den Gerichtssaal.

Bei der nächsten Präsidentenwahl kann Saakaschwili nicht antreten, selbst wenn er die ukrainische Staatsbürgerschaft zurückbekäme. Doch Poroschenko hat für 2019 ein anderes Problem. Nach der Teilniederlage erwartet die Journalistin Sonja Koschkina eine Absetzbewegung der Eliten. Auch der Politologe Dmitri Raimow sagt: „Wenn der Präsident jetzt keine Stärke zeigt, dann bekommt er weder von den Oligarchen noch aus anderen Kreisen Unterstützung.“ Dabei bräuchte er dringend eine Strategie gegen Julia Timoschenko. Die Frau mit dem markanten blonden Haarkranz hofft, dass sie 2019 im dritten Anlauf Staatsoberhaupt wird.