Tunis/Kairo.

Als die russische Präsidentenmaschine am frühen Montagmorgen auf dem Weg nach Kairo plötzlich am Himmel über Syrien auftauchte und auf der Luftwaffenbasis Hamaimim zwischenlandete, wartete auf dem Rollfeld bereits Baschar al-Assad. Beide Machthaber umarmten sich und lächelten in die Kameras, bevor der Gast aus Moskau in einer kurzen Ansprache verkündete, Russland werde in nächster Zeit den Großteil seiner Truppen aus Syrien abziehen. „Gemeinsam mit der Türkei und dem Iran bringen wir der Region den Frieden“, erklärte Wladimir Putin, der im kommenden März für eine vierte Amtszeit kandidiert. Gleichzeitig ist er der erste maßgebliche ausländische Staatschef, der in den letzten Jahren seinen Fuß auf den Boden des Bürgerkriegslandes setzte.

Anschließend flog der Kremlchef weiter nach Kairo und traf Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi. Am Abend auf dem Rückweg legte der Russe noch einen Zwischenstopp in Ankara ein. Der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan wollte ihn sprechen, auch zu Syrien. Und so inszenierte sich Wladimir Putin mit der spektakulären eintägigen Blitztour als der neue gefragte Mann im Nahen Osten, während die Vereinigten Staaten unter Präsident Donald Trump immer mehr ins Abseits geraten.

Erst vergangene Woche hatte das russische Oberkommando den Sieg über den „Islamischen Staat“ in Syrien ausgerufen, genauso wie am Wochenende die irakische Regierung in Bagdad, die den Erfolg mit einer Militärparade feierte. „Sollten die Terroristen noch einmal ihre Köpfe heben, werden wir sie mit einer solchen Wucht niederschlagen, wie diese das noch nie erlebt haben“, drohte Putin am Montag bei seiner Stippvisite in Syrien. Denn auch nach dem Rückzug seiner Streitmacht wird Russland zwei ständige Stützpunkte behalten, die Luftwaffenbasis Hmeimim nahe Latakia und den Militärhafen am Mittelmeer in Tartus.

Durch Schläferzellen oder Überfälle richten die IS-Gotteskrieger in Syrien und Irak nach wie vor Unheil an, doch ihr „Islamisches Kalifat“ existiert nicht mehr. Auch Diktator Assad sitzt dank der russischen Bombenhilfe wieder fest im Sattel.