Berlin.

Die EU hat vor einem drastischen Anstieg der Cyber-Angriffe auf Unternehmen und Privatpersonen in Europa gewarnt. „Jeden Monat wird ein Fünftel aller Computer im Industriebereich attackiert“, sagte EU-Sicherheitskommissar Julian King dieser Zeitung. „Im vergangenen Jahr hat es in Europa 4000 Angriffe mit Erpressungssoftware gegeben – eine Zunahme um 300 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.“ Insgesamt seien zwei Milliarden Fälle von Verletzungen der Datensicherheit zum Schaden von EU-Bürgern registriert worden, so King.

Nach Angaben von Europol waren im vergangenen Jahr weltweit 230.000 Firmen von Cyber-Attacken betroffen. Dabei seien Schäden von bis zu 450 Milliarden Dollar entstanden – davon 65 Milliarden Dollar in Deutschland. Im Sommer wurden Betriebe auf der ganzen Welt Opfer der Massenangriffe mit Schadprogrammen wie WannaCry oder Petya/NotPetya. Diese befielen Computer, legten Produktionsstraßen, Bahnanzeigen oder ganze Krankenhäuser lahm. Erst gegen die Zahlung von „Lösegeld“ konnte der Betrieb weiterlaufen.

Die Brüsseler Kommission wolle eine europäische Agentur für Cyber-Sicherheit schaffen, die EU-weite Standards und Zertifizierungen einführen solle, kündigte Kommissar King an. Das Ziel sei, vor Ende nächsten Jahres eine Einigung mit dem EU-Parlament sowie den Mitgliedsstaaten zu erreichen. Die Gemeinschaft wolle zudem verstärkt in Cyber-Forschung investieren. „Es gibt im Moment noch nicht genügend Marktanreize für Sicherheitstechnik. Zu sehr wird derzeit noch auf den Preis geachtet“, erklärte King. Die EU habe im vergangenen Jahr 1,8 Milliarden Euro für die Forschung in Cyber-Sicherheit bis 2020 bereitgestellt. Die USA würden dagegen 17 Milliarden Dollar allein in diesem Jahr für Cyber-Sicherheit ausgeben.