Berlin/Düsseldorf.

Knapp ein Jahr nach dem islamistischen Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche ist eine weitere Ermittlungspanne bekannt geworden. Fotos, auf denen der Attentäter Anis Amri mit Waffen posiert, seien bei der Auswertung seines Handys wegen eines Datenfilters übersehen worden, sagte Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) am Montag in Düsseldorf. Es handele sich vermutlich um eine Gas- oder Schreckschusspistole und um Stichwaffen. Ein Sonderermittler in Berlin hat in einem kürzlich vorgestellten Bericht, zahlreiche behördliche Versäumnisse festgestellt und eine schlechte Zusammenarbeit der Behörden gerügt.

Amris Mobiltelefon war Monate vor dem Anschlag beschlagnahmt und im nordrhein-westfälischen Landeskriminalamt (LKA) von ausgewertet worden. Darauf seien über 12.000 Mediendateien gespeichert gewesen. Wegen einer Filtereinstellung seien Fotos mit schlechter Qualität aber nicht gesichtet worden, darunter sieben Bilder, die Amri mit Waffen zeigen. „Hier ist ein Fehler passiert, der nicht hätte passieren dürfen“, sagte Reul. Ob dies zu einer anderen Einschätzung Amris geführt hätte, könne er nicht sagen. Für einen Haftbefehl hätten die Fotos jedenfalls nicht gereicht. Die Daten hätten aber nicht nur dem LKA in NRW, sondern auch dem Berliner LKA und dem Bundeskriminalamt vorgelegen. Amri hatte am 19. Dezember 2016 mit einem Lkw auf dem Berliner Breitscheidplatz zwölf Menschen getötet. Auf der Flucht war er in Italien von Polizisten erschossen worden.