Erfurt.

Das von Künstlern nachgebaute Holocaust-Mahnmal neben dem Wohnhaus des Thüringer AfD-Chefs Björn Höcke in Eichsfeld ist vorerst nicht mehr öffentlich zugänglich. Polizeischutz und Sicherheitslage vor Ort seien nicht ausreichend, sagte eine Sprecherin der Künstlergruppe „Zentrum für politische Schönheit“ (ZPS) am Freitag. Es habe zahlreiche Morddrohungen gegeben. Schon zu Beginn der Kunstaktion im thüringischen Wohnort Höckes am Mittwoch war es laut Polizei bei Protesten von Bürgern und AfD-Anhängern zu einem Handgemenge an dem Grundstück gekommen.

Die Aktionskünstler haben einen Ableger des Berliner Holocaust-Mahnmals aus 24 Betonstelen auf einem angemieteten Grundstück neben dem Wohnhaus Höckes errichtet. Hintergrund ist eine Rede des AfD-Rechtsaußen vom 17. Januar in Dresden, in der er mit Bezug auf das Berliner Mahnmal von einem „Denkmal der Schande“ sprach. Unter anderem forderte der frühere Geschichtslehrer eine 180-Grad-Wende in der deutschen Erinnerungskultur.

Das ZPS hatte Höcke dazu aufgefordert, vor dem Denkmal in Berlin oder dem Nachbau in Bornhagen auf die Knie zu fallen und um Vergebung für die deutschen Verbrechen des Zweiten Weltkriegs zu bitten – andernfalls werde man die in der Vergangenheit gesammelten Informationen veröffentlichen. Die Aktion des ZPS ist aber auch umstritten, weil es nach eigenen Angaben Höcke seit zehn Monaten beobachtet. Derzeit werde geprüft, ob ein Straftatbestand vorliege, sagte eine Polizeisprecherin. Bei der Aufforderung zum Kniefall mit angedrohter Veröffentlichung von Informationen liege der Anfangsverdacht der Nötigung vor. Bei der Beobachtung könne es sich um Nachstellung – also Stalking – handeln.