Sotschi.

Solche Fotos braucht Wladimir Putin. Vor drei Tagen umarmte Russlands Präsident in Sotschi demonstrativ seinen Überraschungsgast aus Syrien, Baschar al-Assad. Am Mittwoch folgte der Gipfelhandschlag mit Irans Präsident Hassan Rohani und seinem türkischen Amtskollegen Recep Tayyip Erdogan. Der wichtigste internationale Syrienvermittler ist künftig der Kremlchef, so lautet die Botschaft dieser Bilder an die Welt.

Am 2. Dezember lädt Putin die Bürgerkriegsparteien zum ersten „Nationalen Dialog“ ans Schwarze Meer, um über Eckpunkte einer Nachkriegsordnung zu verhandeln. Die erfolglosen Genfer Gespräche von UN-Vermittler Staffan de Mistura, die nach zehn Monaten Pause für den 28. November anberaumt sind, werden dazu eigens eine Woche lang unterbrochen.

Der militärische Konflikt gehe zu Ende, sagt Putin, sodass „jetzt politische Prozesse eingeleitet werden müssen“. Der Kremlchef, dessen Luftwaffe dem Assad-Regime die Macht rettete, will erste Ergebnisse bis zum März 2018 sehen, also vor den russischen Präsidentenwahlen. Nach seinen Angaben hat Assad in Sotschi einer Verfassungsreform zugestimmt und versprochen, Wahlen für Präsidentenamt und Parlament abzuhalten. Eine nationale Übergangsregierung jedoch, bei der die Opposition an der Macht beteiligt wird, oder gar ein Assad-Rücktritt stehen nicht mehr zur Debatte. Putin will nach dem Ende des „Islamischen Staates“ als Nächstes in ganz Syrien eine Waffenruhe durchsetzen. Dazu vereinbarte er mit dem Iran und der Türkei vier Deeskalationszonen, die von den jeweils eigenen Truppen überwacht werden. Politisch aber muss nach seinem Urteil „noch viel getan werden, um die Situation in Syrien zu stabilisieren“.

Anders als der Kreml, möchte die iranische Militärführung am liebsten weiterkämpfen bis zum totalen Sieg, auch um einen unangefochtenen schiitischen Machtkorridor vom Iran über Irak und Syrien bis in den Libanon zu etablieren. Die Türkei dagegen hat ihr strategisches Ziel fallengelassen, Assad zu stürzen. Stattdessen sind der Türkei jetzt die Autonomiewünsche der syrischen Kurden ein besonderer Dorn im Auge.

US-Präsident Donald Trump lässt außer dem Sieg über den „Islamischen Staat“ bisher keine weiteren strategischen Ambitionen für Syrien erkennen. Auf dem Asiengipfel nahm er sich keine Zeit für ein Treffen mit Putin zu Syrien, auch an Sotschi und Genf zeigt er wenig Interesse. Anders sein Außenminister Rex Tillerson. Er stellte noch einmal klar, dass es aus seiner Sicht in einem Nachkriegssyrien kein Platz für Baschar al-Assad gebe.

Rund 140 Vertreter der syrischen Oppositionszentren von Istanbul, Kairo und Moskau versammelten sich am Mittwoch in Riad, um eine gemeinsame Delegation für die Friedensgespräche in Genf zu bilden. An Sotschi nimmt die von Saudi-Arabien organisierte Assad-Opposition bisher nicht teil. Im Vorfeld der Gespräche, die von UN-Vermittler Staffan de Mistura und dem saudischen Außenminister Adel al-Jubeir moderiert werden, kam es zu einer Rücktrittswelle in der bislang tonangebenden Istanbulfraktion. Man lehne die Versuche ab, „die Ziele der Revolution zu verwässern und das Regime zu verlängern“. Diese Selbstlähmung des Istanbul-Flügels könnte dazu führen, dass die Oppositionszirkel aus Kairo und Moskau größeres Gewicht bekommen. Sie pochen nicht mehr auf einen sofortigen Rücktritt Assads.