Bornhagen.

Das Künstlerkollektiv Zentrum für politische Schönheit (ZPS) hat auf einem Nachbargrundstück des Thüringer AfD-Chefs Björn Höcke das Berliner Holocaustmahnmal nachempfunden. Aus Protest gegen eine umstrittene Rede Höckes in Dresden über den Massenmord an den europäischen Juden stellten ZPS-Aktivisten am Mittwochmorgen 24 Betonstelen in Sichtweite von Höckes Haus im thüringischen Bornhagen auf. „Wir wollen und können die grotesken Forderungen zur Geschichtspolitik nicht auf sich beruhen lassen“, erklärte der künstlerische Leiter Philipp Ruch. Den ZPS-Angaben zufolge soll Höcke außerdem seit Januar von dem angemieteten Haus aus beobachtet worden sein.

Die provokative Künstlergruppe forderte Höcke dazu auf, vor dem Denkmal in Berlin oder dem Nachbau in Bornhagen auf die Knie zu fallen und um Vergebung für die deutschen Verbrechen des Zweiten Weltkriegs zu bitten. Die Mitinitiatorin des Berliner Holocaustmahnmals, Lea Rosh, begrüßte den Nachbau des Denkmals. „Das ist eine wunderbare Idee.“ Die Aktion so kurz vor der Weihnachtszeit sei eine „herrliche Bestrafung“ für Höcke. So müsse er vor seinem Haus den Nachbau des Denkmals für die ermordeten Juden Europas erdulden. Ein Kreis um Rosh und den Historiker Eberhard Jäckel (1929–2017) hatte den Bau des Mahnmals angeregt. Das Denkmal mit 2711 Betonstelen war 2005 eröffnet worden.

Höcke gilt als Rechtsaußen der AfD und hatte Anfang des Jahres in seiner Rede in Dresden unter anderem mit Blick auf das Holocaustmahnmal gesagt: „Wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat.“

AfD-Landessprecher Stefan Möller warf dem ZPS psychologische Kriegsführung gegen Höcke und dessen Familie vor. Diese sei monatelang ausgespäht und fotografiert worden. Höcke ist verheiratet und hat vier Kinder. „Wie wollen Sie die Angst dieser Kinder wieder einfangen“, sagte Möller. Der AfD-Bundesvorsitzende Jörg Meuthen sagte, seine Partei werde alles daransetzen, „dass diese sogenannten Künstler zur Rechenschaft gezogen werden“. Auch der Präsident der Thüringer Landtags, Christian Carius (CDU), verurteilte die Aktion: „Die Gesamtaktion des Zentrums für politische Schönheit hat nichts mit Kunst zu tun. Das Abhören und Ausspionieren von Abgeordneten und ihren Familien gleicht den Zersetzungsmethoden der Staatssicherheit.“