Paris/Berlin.

Frankreich hat bei seinen Vermittlungsbemühungen im Libanon-Konflikt einen ersten Erfolg erzielt. Der unter mysteriösen Umständen zurückgetretene libanesische Ministerpräsident Saad al-Hariri traf am Sonnabend aus Saudi-Arabien kommend in Paris ein. Er kündigte nach einem Treffen mit Präsident Emmanuel Macron an, am Mittwoch in die libanesische Hauptstadt Beirut zurückzukehren. Dort wolle er sich erklären. Die Umstände des Rücktritts bleiben unklar. In westlichen Kreisen hieß es, möglicherweise sei Hariri in Saudi-Arabien, wo er seinen Rücktritt verkündet hatte, als Geisel gehalten worden. Hariri war Chef einer Regierung, in der sich auch zwei Minister der schiitischen Hisbollah-Partei befinden, die vom Iran unterstützt wird.

Der Hariri-Rücktritt hat eine politische Krise im Libanon ausgelöst und erneut die Rivalität zwischen dem sunnitischen Saudi-Arabien und dem schiitischen Iran in den Vordergrund gerückt. Das Königreich verstärkte unterdessen den Druck auf Teheran. Die Außenminister Saudi-Arabiens und anderer arabischer Staaten berieten am Sonntag in Kairo über das weitere Vorgehen gegen den Iran und die schiitische Hisbollah im Libanon. An dem Krisentreffen unter der Führung Saudi-Arabiens nehmen auch Vertreter der Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrains und Kuwaits teil. Diese Länder kreiden dem Iran und der Hisbollah an, sich in die inneren Angelegenheiten arabischer Staaten einzumischen. Saudi-Arabien wirft der Hisbollah unter anderem vor, eine Rolle beim Abschuss einer Rakete aus dem Jemen auf Riad gespielt zu haben. Im dortigen Bürgerkrieg unterstützen Saudi-Arabien und der Iran einander verfeindete Gruppierungen.

Im Zuge der Libanon-Krise kam es auch zu diplomatischen Verstimmungen zwischen Riad und Berlin. Noch kurz vor seiner Abreise aus Saudi-Arabien wies Hariri Äußerungen von Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) zurück, der sich überrascht über die Art und Weise von dessen Rücktritt vor zwei Wochen geäußert hatte. Saudi-Arabien kündigte an, neben der Rückberufung des saudischen Botschafters werde an den deutschen Botschafter in Riad eine Protestnote überreicht.

Gabriel hatte mit Blick auf Saudi-Arabien erklärt, aus Europa müsse gemeinsam das Signal kommen, „dass wir das Abenteurertum, das sich dort in den letzten Monaten breit gemacht hat, nicht mehr bereit sind, einfach sprachlos hinzunehmen“. Am Sonnabend schob eine Sprecherin von Gabriel dann nach: „Wir richten unsere Botschaft an alle Akteure der Region“. Dies offen anzusprechen sei unter engen internationalen Partnern möglich und selbstverständlich.