Berlin/Paris. Bundesaußenminister kritisiert scharf den Umgang mit dem libanesischen Regierungschef

Außenminister Sigmar Gabriel hat Saudi-Arabiens Rolle in der Libanon-Krise in ungewöhnlich scharfen Worten kritisiert. Der SPD-Politiker sagte am Donnerstag nach einem Treffen mit seinem libanesischen Amtskollegen Dschibran Bassil in Berlin, „dass gemeinsam aus Europa das Signal kommen muss, dass wir das Abenteurertum, was sich in den letzten Monaten dort breit gemacht hat, nicht mehr bereit sind, einfach sprachlos hinzunehmen“. Nach der humanitären Krise durch den Krieg im Jemen und dem Konflikt mit dem Golfemirat Katar sei mit der Art und Weise, „wie mit dem Libanon umgegangen wird“, nun die Spitze erreicht.

Der libanesische Ministerpräsident Saad Hariri hatte am 4. November von Riad aus seinen Rücktritt erklärt. Dabei deutete er ein Mordkomplott seitens der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah an, die vom Iran und Syrien unterstützt wird. Daraufhin war in seiner Heimat spekuliert worden, Hariri sei vom saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman zu diesem Schritt gezwungen worden. Das sunnitische Saudi-Arabien und der schiitische Iran sind erbitterte Konkurrenten um die Vormacht in der Region.

Am vergangenen Dienstag kündigte Hariri dann an, er wolle binnen zwei Tagen nach Beirut zurückkehren. Am Mittwoch lud Frankreichs Präsident Emmanuel Macron den sunnitischen Politiker und dessen Familie nach Frankreich ein. Nach Angaben aus Paris nahm Hariri die Einladung an. Macron hatte sie nach einem Gespräch mit Hariri und dem saudi-arabischen Kronprinz Mohammed bin Salman ausgesprochen. Es handele sich dabei nicht um ein Angebot auf politisches Asyl.

Der libanesische Staatspräsident Michel Aoun hatte erklärt, er werde das Rücktrittsgesuch nur akzeptieren, falls Hariri in den Libanon zurückkehren sollte. Bassil sagte mit Blick auf Hariris Rücktritt: „Was da passiert ist, das ist nicht normal“. Bassil ist Aouns Schwiegersohn und Vorsitzender der christlichen Partei Freie Patriotische Bewegung.