Riad. Im Libanon könnte der Konflikt zwischen Iran und Saudi-Arabien schon bald eskalieren. Israel sucht nach Verbündeten

In Saudi-Arabien ist es ein offenes Geheimnis: Der ehrgeizige Sohn des Königs ist der stärkste Mann im Land. Mohammed bin Salman, oft nur „MbS“ genannt, geht es nicht nur darum, die Machtverhältnisse im eigenen Königreich neu zu sortieren. Er will den gesamten Nahen Osten verändern. Offensiv fordert bin Salman den Erzrivalen des sunnitischen Königreichs heraus: den schiitischen Nachbarn Iran. Der Kronprinz spielt dabei mit dem Feuer. Die Gefahr eines neuen Kriegs im Nahen Osten ist derzeit so groß wie lange nicht.

Dahinter steht die eskalierende Feindschaft zwischen Saudi-Arabien und dem Iran. Unter der Führung von Kronprinz bin Salman hat Saudi-Arabien zuletzt vor allem seinen Kurs gegenüber dem Iran verschärft. Immer wieder wirft das sunnitische Königreich nun dem schiitischen Nachbarn vor, in der Region Unruhe zu stiften. Angesichts einer großen schiitischen Minderheit im Osten Saudi-Arabiens sorgt sich die Führung in Riad darum, die Politik des Iran könnte das eigene Land gefährden. Auch darüber hinaus ist der Iran eine Macht: Über Milizen in den beiden Krisenländern Syrien und Irak übt er dort starken Einfluss aus.

Einen Stellvertreterkrieg zwischen den beiden Regionalmächten gibt es bereits: Im Jemen, im Süden der Arabischen Halbinsel, befeuern beide Seiten den Bürgerkrieg. Der Iran unterstützt die schiitischen Huthis, die große Teile des Jemen überrannt haben. Saudi-Arabien führt seit zwei Jahren eine Koalition an, die die Rebellen bombardiert.

Auch am Freitag griffen Kampfjets der saudi-arabisch geführten Militärkoalition das Verteidigungsministerium in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa an. Dort haben die Huthi-Rebellen die Kontrolle. Sie hatten vor einer Woche vom Jemen aus eine Rakete auf den internationalen Flughafen von Riad abgefeuert. Dies geschah etwa zum selben Zeitpunkt, als der libanesische Regierungschef Saad Hariri zurückgetreten war – und zwar nicht in Beirut, der Hauptstadt des Libanon, sondern in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad.

Die libanesische Schiiten-Miliz Hisbollah wirft Saudi-Arabien nun vor, Hariri festzuhalten. Dies sei eine Kriegserklärung. Hariri widersprach dem am Sonntag. „Wenn ich Saudi-Arabien verlassen möchte, kann ich das machen“, sagte er dem libanesischen TV-Sender „Future TV“, der ihm gehört. Er werde „sehr bald“ in die Heimat zurückkehren. Hariri hatte seinen Rücktritt damit begründet, die Hisbollah trachte ihm nach dem Leben. Der Iran habe den Libanon im Griff, die Hisbollah zwinge dem Land ihren Willen auf. Frankreich und Deutschland versuchten gleichzeitig, mäßigend auf Saudi-Arabien einzuwirken. Möglicherweise vergeblich: Am Donnerstag rief Saudi-Arabien seine Bürger auf, den Libanon zu verlassen.