Washington. Der Republikaner Roy Moore soll vier Frauen belästigt haben, darunter eine Minderjährige

Roy Moore ist seit langem davon überzeugt, dass über den von Menschen gemachten Gesetzen stets das Wort Gottes thront. Darum ließ der ehemalige Oberste Verfassungsrichter des US-Bundesstaates Alabama einmal eine tonnenschwere Skulptur der Zehn Gebote vor dem Justizgebäude in der Hauptstadt Montgomery aufstellen. Was ihn im Land der formal strikten Trennung von Kirche und Staat den Job kostete. Ähnliches widerfuhr dem als kompromisslos bekannten Baptisten nach seiner Wiederwahl. Er wies die Standesbeamten des tief religiösen Südstaates an, auf keinen Fall Schwule und Lesben zu trauen. Weil Homosexualität „das Böse“ verkörpere und auf „Bestialität“ gründe. Dabei hatte zuvor das höchste Gericht der USA die Legalität gleichgeschlechtlicher Ehen anerkannt und untere Rechtsinstanzen entsprechend instruiert.

Auch diese Schlappe überstand der 70-Jährige. Im Gegenteil. Gegen die ausdrückliche Empfehlung von Präsident Donald Trump wählte ihn Alabama gerade zum Anwärter für den Senat in Washington. Doch vor dem Wahlgang gegen den Demokraten Doug Jones am 12. Dezember hat sich die politische Zukunft des Juristen stark verdunkelt. Moore ist in den Sog der Sex-Skandale geraten, die von Hollywood aus auch die Politik erreicht haben. Er soll in den 79er- und 80er-Jahren vier Frauen sexuell behelligt haben. Darunter soll mit Leigh Corfman eine damals 14-Jährige gewesen sein. Die Altersgrenze für sexuelle Handlungen mit Minderjährigen lag in Alabama damals wie heute bei 16 Jahren. Corfman und die anderen Frauen haben sich der „Washington Post“ anvertraut. Danach soll Moore die heute 53-jährige Corfman bei einem Treffen ausgezogen und befingert haben. Erst nach zehn Jahren habe sie sich getraut, ihrer Mutter von der Episode zu erzählen.

Moore bezeichnete die Vorwürfe als „komplett falsch“ und sich selbst als Opfer einer von den „liberalen Medienschoßhunden“ der demokratischen „Obama- und Clinton-Maschine“ gesteuerten Kampagne. Seinen Anhängern versicherte Moore: „Ich werde nicht aufgeben.“ Jim Zeigler, ein Vertrauter Moores, versuchte die unterstellten Taten des ehemaligen Richters mit der Bibel zu relativieren: „Nehmen wir nur mal Josef und Maria. Maria war eine Jugendliche und Josef war ein erwachsener Zimmermann. Sie wurden die Eltern von Jesus“, sagte Zeigler in einem Interview, „daran ist überhaupt nichts Unmoralisches oder Illegales. Allenfalls vielleicht ein bisschen ungewöhnlich.“