London.

Nach dem Rücktritt eines zweiten britischen Kabinettsmitglieds innerhalb einer Woche wachsen die Zweifel an der Stabilität der Regierung in London. Entwicklungshilfeministerin Priti Patel trat am Mittwochabend wegen unabgesprochener Treffen mit israelischen Regierungsmitgliedern zurück. Eine Woche davor hatte Verteidigungsminister Michael Fallon wegen Belästigungsvorwürfen seinen Hut nehmen müssen. Weitere Minister, darunter Kabinettschef Damian Green und Außenminister Boris Johnson, sind wegen angeblicher Fehltritte unter Beschuss.

Während in Brüssel die Verhandlungen über den britischen EU-Austritt weitergehen, hat Premierministerin Theresa am Donnerstag die 44-jährige Penny Mordaunt als Nachfolgerin Patels ernannt. Patel hatte sich vehement für den EU-Austritt eingesetzt. Auch Mordaunt hatte sich beim Brexit-Referendum stark für das Ende der EU-Mitgliedschaft Großbritanniens engagiert. Sie war seinerzeit vom damaligen Premierminister David Cameron wegen ihrer Behauptung gerügt worden, Großbritannien könne bei einem Verbleib in der EU nicht verhindern, dass die Türkei der Union beitritt.

Dies war von EU-Befürwortern als Stimmungsmache kritisiert worden und ist sachlich falsch, weil jedes EU-Land ein Veto-Recht gegen die Aufnahme eines Bewerbers hat. Mordaunt vertritt seit 2010 die südenglische Hafenstadt Portsmouth im Unterhaus.

Mit dem Nachfolger von Verteidigungsminister Fallon, Gavin Williamson, hatte sie einen Fürsprecher eines engen Bündnisses mit der EU ins Kabinett geholt. May ist auf beide Seiten angewiesen, die sehr genau auf ein Gleichgewicht im Kabinett achten. Bereits sieben Abweichler könnten angesichts der knappen Mehrheit im Parlament die Regierung zu Fall bringen. May dürfte daher mit Sorge auf die Fortsetzung der Parlamentsdebatte über das umstrittene EU-Austrittsgesetz in der kommenden Woche und die Vorstellung der Haushaltspläne der Regierung am 22. November blicken.