Berlin.

Intersexuelle Menschen weisen von Geburt an sowohl weibliche als auch männliche Merkmale auf – sei es hinsichtlich der Chromosomen, der Hormonproduktion oder der Geschlechtsorgane. Nach wissenschaftlichen Schätzungen leben in Deutschland 80.000 bis 120.000 Menschen mit „Dis­orders of sex development“ (Störungen der Geschlechtsentwicklung, DSD), so der medizinische Fachbegriff. Es gibt etliche Varianten. So haben Menschen mit kompletter Androgeninsensitivität (CAIS) einen XY-Chromosomensatz und bilden im Embryonalstadium Hoden aus. Die körpereigenen Rezeptoren reagieren aber nicht auf die ausgeschütteten männlichen Sexualhormone (An­drogene), weshalb sich der Körper äußerlich weiblich entwickelt. Die größte Gruppe umfasst aber die Mädchen mit einem Adrenogenitalen Syndrom (AGS). Dabei werden bei Embryos mit weiblichem XX-Chromosomensatz wegen einer Fehlfunktion der Nebennierenrinde zu viele Androgene ausgeschüttet. Betroffene haben oft eine vergrößerte Klitoris.

Als klassischer, aber seltener Typ gilt der Hermaphroditismus verus, bei dem sowohl Hoden als auch Eierstöcke vorliegen – entweder als zu einem Organ vereinigt oder getrennt an unterschiedlichen Orten. Viele intersexuelle „Syndrome“ bestehen aus mehreren Faktoren. Der Bundesverband Intersexueller Menschen weist darauf hin, dass die weit überwiegende Mehrzahl der intersexuellen Menschen per se nicht krank und nicht behandlungsbedürftig ist.

Dennoch würden diese Menschen als „abnormal“ klassifiziert und ihre Körper zu medizinischen Notfällen erklärt: Ohne die Einwilligung der Betroffenen selbst werden zumeist im Kindesalter kosmetische Genitaloperationen an ihnen vorgenommen. Die Folgen seien zumeist schwere gesundheitliche Probleme und seelische Not. Auch werde in Kauf genommen, dass sexuelles Empfinden vermindert oder ganz zerstört wird.