Berlin.

Das war wieder so ein typischer Kubicki. „In meiner eigenen Bescheidenheit sage ich: Wir können alles, ich kann auch Kanzler“, sagte der FDP-Vize am Anfang der Sondierungsgespräche über eine Jamaika-Koalition.

Die einen finden ihn nervig, die anderen halten ihn für unterhaltsam. Fest steht: Wolfgang Kubicki bekommt so viel Gehör wie noch nie in seiner Karriere. Und er genießt es sichtlich. Fast jeden Tag ist er mit einem neuen Spruch auf Sendung – gern auf Kosten der Grünen. Zuletzt warf er ihnen vor, sie forderten von den Liberalen Demutsgesten. „In diesem Klima kann nichts gedeihen“, so seine Analyse.

Kubicki ist die Stimme der Jamaika-Skeptiker in der FDP. Jede Partei hat einen Kubicki, auch wenn nicht alle so laut auftreten. Bei der CSU ist es Alexander Dobrindt, bei den Grünen Jürgen Trittin, bei der CDU Jens Spahn. Es würde überraschen, wenn diese vier Skeptiker auch nach einem unterschriebenen Koalitionsvertrag ihr Feuer komplett einstellen.

CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt hat schon als Generalsekretär gern provoziert. Er nannte den EZB-Präsidenten Mario Draghi einen „Falschmünzer“ und die Grünen eine „Protestsekte“. Als Bundesverkehrsminister hielt er sich die vergangenen vier Jahre dann meist zurück. Für die Grünen war er oft Zielscheibe – wegen der Pkw-Maut für Ausländer und seinem Umgang mit der Dieselaffäre. In seinem neuen Amt als CSU-Landesgruppenchef kann Dobrindt nun wieder aufdrehen.

Jürgen Trittin äußert sich im Moment vergleichsweise sachlich, benennt die großen Hürden auf dem Weg nach Jamaika. Dabei kennt man den einflussreichen Parteilinken auch anders. Vor fünf Jahren dichtete er als Grünen-Fraktionschef noch: „doof, doofer, Dobrindt“. Trittin hatte auch als Bundesumweltminister Lust an der Provokation. So nannte er 2001 den damaligen CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer einen „Skinhead“, was für harte Kritik aus der Union sorgte.

Jens Spahn gilt in der CDU als Rebell. Zuletzt forderte das Präsidiumsmitglied ein Ende der Rente mit 63, was für Unruhe in den Jamaika-Sondierungen sorgte. Der Finanzexperte gilt als ehrgeizig, traut sich höhere Aufgaben zu. Im Wahlkampf kritisierte er „elitäre Hipster“, die in Berlin und anderen Metropolen „eine völlig neue Form der Parallelgesellschaft“ bildeten. Unter den Skeptikern im Jamaika-Poker ist Spahn bisher der bravste.