Athen.

Nicht nur internationale Menschenrechtsgruppen und Hilfsorganisationen kritisieren die katastrophalen Zustände in den griechischen Flüchtlingslagern. Premierminister Alexis Tsipras und sein Migrationsminister Giannis Mouzalas kommen auch in den eigenen Reihen unter wachsenden Druck.

Das zeigte sich bei einer Sitzung des Politbüros des regierenden Linksbündnisses Syriza. Mehrere prominente Politiker vom linksradikalen Syriza-Flügel nahmen die Regierung unter Beschuss. Sie werfen Mouzalas vor, die Bedingungen, unter denen die Migranten auf den Inseln in der östlichen Ägäis festgehalten werden, verletze deren Menschenwürde und ihre Grundrechte. Die meisten Lager sind total überfüllt. Auf Lesbos leben 5777 Kriegsflüchtlinge und Armutsmigranten in einem Lager, das nur Platz für 2292 Menschen bietet. Auf Samos beherbergt ein Lager, das für 700 Menschen ausgelegt ist, 2310 Personen. Während der Winter naht, leben Tausende Menschen, darunter Familien mit kleinen Kindern, in ungeheizten Zelten. Hilfsorganisationen kritisieren auch, dass Hunderte unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge schutzlos der Gefahr von Übergriffen ausgesetzt seien. Auch Tsipras musste sich in der Sitzung des Politbüros Kritik anhören, weil die Regierung bereitgestellte Hilfsgelder der EU und internationaler Organisationen nicht abrufe.

Griechenland lässt nach fast neun Jahren wirtschaftlicher Talfahrt die Rezession zwar allmählich hinter sich; in diesem Jahr soll die Wirtschaft endlich wieder wachsen. Aber gut zwei Jahre nach der gewonnenen Wahl vom September 2015 steht die von Tsipras geführte Regierungskoalition aus Links- und Rechtspopulisten im Urteil der meisten Griechen nicht gut da. In einer am Dienstag von der Zeitung „Kathimerini“ veröffentlichten Umfrage kommt die Tsipras-Partei Syriza nur noch auf 18 Prozent, nach 35,5 Prozent bei der Wahl.