Moskau. Putin-Anhänger vermuten dahinter das Bestreben der USA, spezielle Kampfstoffe zu entwickeln

Moskau rechnet mit dem Schlimmsten. „Eine biologische ,Kriegserklärung’ an Russland“, titelte das Nachrichtenportal lenta.ru. Präsident Wladimir Putin beschwerte sich, in ganz Russland werde „gezielt und „professionell“ biologisches Material verschiedener Ethnien des Landes gesammelt. „Man interessiert sich sehr für uns.“ Aber zur Angst bestehe kein Anlass. „Mögen Sie tun, was sie wollen, wir aber müssen tun, was wir tun müssen.“

Kremlsprecher Dmitri Peskow erläuterte am Dienstag, Putins Information stamme von den Geheimdiensten, tatsächlich seien „gewisse Emissäre“, darunter Nichtregierungsorganisationen, mit dem Beschaffen von Bioproben in Russland beschäftigt. Der Senator Franz Klinzewitsch schloss nicht aus, dass das Material dem Westen dienen könnte, um eine effektive Biowaffe gegen Russland herzustellen. Und der Parlamentarier Gennadi Onischtschenko kündigte einen Gesetzentwurf zum biologischen Schutz der Bürger an.

Die russischen Medien verweisen auf einen Bericht des vaterländischen TV-Senders Russia Today vom Juli über eine Internetanzeige der US-Luftwaffe: Die wollte damals zwölf RNS-Proben sowie 27 Proben von Gelenkflüssigkeiten „europider und kaukasischer russischer Völker“ erwerben. Allerdings bezweifeln russische Biologen, dass sich Gelenkschmiere oder auch Ribonukleinsäure-Moleküle zur Herstellung eines antirussischen Kampfstoffes eignen. „Die Amerikaner interessieren sich für die genetischen Determinanten von Gelenkerkrankungen“, sagte der Bioinformatiker Michail Gelfand Radio NSN. Er wisse nicht, warum sie russische Proben brauchen, vermutet aber wissenschaftliche Gründe dahinter. Ihre Nutzung zur Entwicklung einer Biowaffe sei völlig ausgeschlossen. „Die Menschen ähneln einander zu sehr, um eine bestimmte Waffe gegen eine Rasse herzustellen.“

In der russischen Öffentlichkeit aber sind andere Stimmen lauter. Russia Today zitierte einen Moskauer Hochschuldozenten namens Oleg Nikulin. Er vermutet, die Amerikaner arbeiteten an der Herstellung von „Kampfviren“ gegen Träger konkreter Gene. Und der pensionierte Geheimdienst-General Alexei Michailow sagt der Zeitung „Moskowski Komsomolez“, schon Hitler habe an der Schaffung einer neuen Rasse gearbeitet. Nun diskutieren kremlnahe Internetportale, ob die Amerikaner nach russischen Kriegergenen jagen, um den Soldaten der Zukunft zu schaffen, oder um das russische Volk auf Chromosomenebene zu bekämpfen. Schon 2007 hatte Putin die Ausfuhr aller menschlichen Organproben verboten. Er reagierte damit auf einen Geheimdienstbericht, wonach westliche Geningenieure an Biowaffen arbeiteten, die sie gegen Russland und sein Erbgut einsetzen könnten.