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Kurz vor dem Ablauf eines Ultimatums hat die spanische Zentralregierung die katalanischen Separatisten erneut zum Einlenken aufgerufen. Der dortige Regierungschef Carles Puigdemont müsse mit Vernunft vorgehen und den Interessen aller Bürger Priorität einräumen, sagte Ministerpräsident Mariano Rajoy am Mittwoch im Parlament in Madrid. Die katalanische Regierung hatte allerdings zuletzt erklärt, nicht auf die Frist reagieren zu wollen. Sie läuft an diesem Donnerstag um 10 Uhr ab.

Die Inhaftierung zweier Anführer der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung hatte die Spannungen zwischen der spanischen Zentralregierung und den Separatisten in Barcelona verschärft. Die Präsidenten dieser einflussreichsten separatistischen Organisationen, Jordi Sànchez und Jordi Ciuxart, waren am Montag auf Anordnung einer Richterin in Untersuchungshaft genommen worden. Der Sprecher der Regionalregierung Kataloniens, Jordi Turull, bezeichnete den Vorfall als „demokratische Schande“. Zehntausende Menschen protestierten am Dienstagabend in Barcelona. Die Demonstranten skandierten Parolen wie „Ihr seid nicht allein!“ und „Spanische Justiz raus“. Viele der Befürworter einer Abspaltung der Region von Spanien marschierten mit brennenden Kerzen. Auf Plakaten war unter anderem „Freiheit für die politischen Gefangenen“ und „Help us Europe!“ zu lesen. Die Polizei der katalanischen Hauptstadt schätzte die Teilnehmerzahl auf 200.000.

Der Konflikt beunruhigt auch die Finanzmärkte und Manager. Seit dem umstrittenen Unabhängigkeitsreferendum am 2. Oktober haben nach offiziellen Zahlen 700 Unternehmen ihre Firmensitze aus Katalonien verlagert. Aktuell erwägt Insidern zufolge beispielsweise auch die Bank Sabadell einen Abzug ihrer Spitzenmanager.