Bagdad.

Während die Terrormiliz „Islamischer Staat“ im Irak so gut wie besiegt ist, zieht im Zweistromland der nächste Krieg herauf. Am Montag entluden sich die Spannungen zwischen dem Nordirak und der Zentralregierung in Bagdad, die durch das Unabhängigkeitsreferendum der Kurden ausgelöst wurden, in einer ersten militärischen Konfrontation. Spezialtruppen der irakischen Armee, unterstützt von Einheiten der Bundespolizei sowie schiitischen Milizen, rückten in die Stadt Kirkuk ein. Sie besetzten die Militärbasis der kurdischen Peschmerga, den Militärflughafen sowie das Baba-Gargar-Ölfeld, eines der sechs von beiden Kontrahenten beanspruchten Förderareale.

Bei Feuergefechten am Stadtrand wurde nach ersten Angaben mindestens ein Dutzend kurdische Kämpfer getötet. Die Peschmerga zogen sich daraufhin in das Zentrum zurück, während Tausende Kurden in die 100 Kilometer entfernte Provinzmetropole Erbil flohen. Arabische Bewohner bejubelten dagegen die irakischen Soldaten.

Premierminister Haidar al-Abadi verkündete, er wolle die Sicherheit in Kirkuk zusammen mit den Bewohnern und den kurdischen Kräften herstellen. Seine Truppen wies er an, Zusammenstöße mit den Peschmerga zu vermeiden. Beide Kontrahenten sind Verbündete der USA im Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ und verfügen über Waffen aus amerikanischen und europäischen Beständen. Man sei „sehr besorgt über Berichte von einer Konfrontation“, hieß es aus dem Pentagon in Washington.

Bagdad hatte das überwältigend positive Unabhängigkeitsreferendum der nordirakischen Kurden vom 25. September für verfassungswidrig erklärt. Mit ihrem Veto weiß sich die irakische Führung einig mit den regionalen Nachbarn Teheran und Ankara. Auch die USA und Europa übten Kritik an den Kurden.

Der kurdische Regionalpräsident Massoud Barzani gab am Montag seinen Streitkräften grünes Licht, im Falle eines Angriffes mit allen Mitteln zurückzuschlagen. Man wolle keinen Krieg vom Zaun brechen, erklärte sein Vizepräsident Kosrat Rasul. Aber man werde sich mit hoher Motivation verteidigen.