Berlin.

Die Grünen rechnen mit langwierigen Verhandlungen über eine mögliche Jamaika-Koalition mit CDU, CSU und FDP. Ob es noch vor Weihnachten ein Ergebnis geben werde, könne sie nicht beurteilen, sagte die Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt am Freitag und verwies darauf, dass ihre Partei auf detaillierte Festlegungen poche. „Wir werden darauf Wert legen, dass man möglichst gründlich verhandelt.“ Bei Partnern, die zum Teil sehr weit auseinander lägen, sei es nicht sinnvoll, „einfach nur Überschriften aufzuschreiben und dann hinterher auf die Nase zu fallen“, sagte Göring-Eckardt. Die Grünen haben größere Differenzen vor allem mit CSU und FDP.

Für die kommende Woche beginnenden Sondierungsgespräche mit Union und FDP verlangte Göring-Eckardt ein schriftliches, von allen Verhandlungspartnern getragenes Ergebnis. Eine kurze Zusammenfassung als Grundlage für Koalitionsgespräche sei wichtig, da ein Parteitag auf Grundlage der Sondierungen mögliche Koalitionsverhandlungen billigen müsse.

Der deutsche EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU) geht hingegen davon aus, dass sich Union, FDP und Grüne schnell auf ein Jamaika-Bündnis einigen. Er sei „optimistisch, dass bis Weihnachten alles steht“, sagte er dem „Focus“. „Bei allen vier Partnern ist der gute Wille erkennbar vorhanden. Und der Wählerwille ist eindeutig: Jamaika soll kommen.“ Oettinger sieht sogar die Chance auf eine dauerhafte Zusammenarbeit der Partner: „Wenn es Jamaika gelingt, den Menschen die Angst vor der Zukunft zu nehmen, dann hat dieses Bündnis eine Zukunft über diese Legislaturperiode hinaus.“

Die stellvertretende FDP-Vorsitzende Katja Suding sieht keine Notwendigkeit, dass die Jamaika-Gespräche bis Weihnachten abgeschlossen sein müssen. „Für mich ist Weihnachten kein Datum, das man unbedingt erreichen muss, wenn man dafür in Kauf nimmt, dass wichtige Dinge nicht klar geregelt sind“, sagte Suding. Die Dauer sei am Ende nicht das Entscheidende. „Wichtig ist, dass wir eine stabile Regierung bilden. Da geht Gründlichkeit vor Schnelligkeit.“