Madrid/Barcelona. Massenproteste gegen Polizeigewalt. König Felipe kritisiert Regionalregierung

Die spanische Regierung hat eine „Verfolgung“ von Staatspolizisten durch Separatisten in der nach Unabhängigkeit strebenden Region Katalonien angeprangert. Innenminister Juan Ignacio Zoido warnte am Dienstag, man werde „alles Nötige unternehmen“, um die Verfolgung zu stoppen. Die Beamten waren in der Region im Einsatz, um das gerichtlich verbotene Unabhängigkeitsreferendum vom Sonntag zu verhindern. Zehntausende Katalanen folgten am Dienstag dem Aufruf zu einem Generalstreik und Demonstrationen, um gegen die Polizeigewalt vom Sonntag mit fast 900 Verletzten zu demonstrieren.

In der katalanischen Regionalhauptstadt Barcelona sangen Tausende von Menschen die katalanische Nationalhymne und riefen: „Die Straßen gehören uns!“ In Girona fanden sich mehr als 30.000 Menschen ein, auch in Reus und anderen Städten gab es große Demonstrationen. Zu den Kundgebungen und einem Generalstreik hatten mehrere Gewerkschaften und andere Organisationen aufgerufen. Kataloniens Regierungschef Carles Puigdemont forderte die Demonstranten auf, bei den Protesten gegen die Polizeigewalt friedlich zu bleiben. „Heute ist ein Tag des demokratischen, staatsbürgerlichen und würdigen Protests“, schrieb der 54-Jährige auf Twitter. Nach dem Referendum hatte er die Ausrufung der Unabhängigkeit Kataloniens angekündigt, aber auch die Notwendigkeit einer Vermittlung hervorgehoben.

Mit scharfer Kritik an der Regionalregierung schaltete sich am späten Dienstagabend der spanische König Felipe VI. erstmals in den Konflikt ein. Mit ihrem Vorhaben, in den nächsten Tagen die Abspaltung von Spanien auszurufen, setze die Regierung in Barcelona „die wirtschaftliche und soziale Stabilität“ Kataloniens und ganz Spaniens aufs Spiel, sagte der Monarch in einer TV-Ansprache an die Nation.

Innenminister Zoido hatte eine Dringlichkeitssitzung mit den Chefs der Polizeieinheiten Guardia Civil und Policía Nacional abgehalten. Danach hatte er sich auch mit Ministerpräsident Mariano Rajoy beraten. In den vergangenen Tagen hatte es in Katalonien bereits zahlreiche Proteste gegen die Polizei gegeben – unter anderem vor den Hotels, in denen die aus Madrid entsandten Beamten untergebracht sind.

Bei dem gerichtlich untersagten Referendum hatten am Sonntag den Angaben der Regionalregierung zufolge rund 90 Prozent der Teilnehmer für eine Unabhängigkeit von Spanien gestimmt, die Beteiligung lag demnach bei 42 Prozent. Die Zentralregierung hatte betont, das Referendum sei nach der Verfassung vollkommen illegal. Gegner einer Unabhängigkeit kündigten für Sonntag eine große Demonstration gegen die Abspaltung der Region von Spanien an.